Darum geht es: Russische Parlamentarier denken laut darüber nach, Quadrobics gesetzlich zu verbieten. Eine Abgeordnete im Föderationsrat hat ein solches Verbot ins Spiel gebracht.
Der Auslöser: Vor etwa zwei Monaten trat die russische Popsängerin Mia Bojka in der Kleinstadt Nadym auf, erzählt SRF-Russlandkorrespondent Calum MacKenzie. «Da wurde ein Mädchen auf die Bühne geholt, weil es seine Mutter verloren hatte. Es trug Katzenohren und die Sängerin Bojka hat sie gefragt, ob sie eine dieser Quadroberinnen sei.» Das Mädchen habe dies bestätigt, worauf sich Bojka vor dem ganzen Publikum über das Mädchen lustig gemacht habe. «Das hat viel Empörung ausgelöst im Internet. Bojka wurde sogar von der Politik kritisiert, weil sie das Mädchen blossgestellt hatte.» Es sei wohl dann gewesen, als die meisten Russinnen und Russen zum allerersten Mal von Quadrobics gehört hätten. «Mit der Zeit haben sich dann die Politikerinnen und Politiker damit auseinandergesetzt, was das ist, und haben dann entschieden, dass das nicht etwas ist, was sie unterstützen wollen.»
Die Kritik: Die Senatorin Natalia Kossichina, Mitglied der Putinpartei Einiges Russland, meinte, Subkulturen, die gefährlich seien und die Psyche traumatisieren könnten, müssten verboten werden. Eine andere kremltreue Politikerin behauptete, die Quadrober würden im Park Spaziergänger anfallen und sie beissen und kratzen, wofür es laut MacKenzie überhaupt keine Indizien gibt. Und an einigen Schulen oder Bibliotheken sollen jetzt präventive Gespräche stattfinden, um Kinder und Jugendliche vor diesem angeblich gefährlichen Trend zu warnen, erklärt der SRF-Korrespondent.
Die Realität: Soweit er das beurteilen könne, sei Quadrobics nicht wirklich weitverbreitet, sagt der SRF-Korrespondent. «Ich bin in Russland noch nie einem Quadrober begegnet und ich kenne niemanden, der jemanden kennt, der Quadrobics macht.» Es scheine, dass es in Russland vor allem Kinder und junge Teenager seien, die sich als Spiel als Katzen oder Hunde verkleideten. «So, wie Kinder das ja eigentlich überall tun. Aber in Russland wird das Ganze jetzt zu einer Art Bedrohung für die Gesellschaft aufgeblasen.»
Die Erklärung: «Ich glaube, der Hauptfaktor ist hier, dass die russischen Politikerinnen und Politiker oder auch die russischen Schulleitungen diese Subkultur schlicht nicht verstehen.» In der russischen Politik gebe es kaum junge Menschen – man habe folglich keinen Draht zur Jugend. Das alles geschehe zudem vor dem Hintergrund, dass der Kreml dauernd behaupte, er verteidige sogenannte «traditionelle Werte» vor dem «degenerierten Westen». Was aber die traditionellen Werte seien und was ihnen nicht entspreche, sei nie genau festgelegt worden. Die Schulen – die angehalten seien, die traditionellen Werte zu vermitteln – und die Politikerinnen und Politiker agierten darum mit vorauseilendem Gehorsam und wollten alles verbieten, was ihnen komisch und unverständlich vorkommt. Wie Quadrobics.