- Über 3000 Delegierte der Loja Dschirga sind in Kabul zusammengekommen.
- Der Friedensprozess mit den radikalislamischen Taliban soll in Gang gebracht werden.
- Die Taliban kontrollieren wieder grosse Teile des Landes, was vielen Menschen Angst einflösst.
Aus allen Landesteilen sind die Delegierten der Loja Dschirga, der Grossen Ratsversammlung, nach Kabul gereist. Sie stammen aus verschiedenen Ethnien und gesellschaftlichen Schichten, denn bei der grundlegenden Frage, wie man den Krieg mit den radikalislamischen Taliban beenden könnte, sollen alle mitreden dürfen. «Wir werden die Taliban auffordern, mit der Regierung zu verhandeln, so wie wir es schon einmal getan haben», sagt Malik Zadran, Delegierter der Provinz Chost.
Zu Beginn der Loja Dschirga ermuntert Afghanistans Präsident Ashraf Ghani die Delegierten, Geschlossenheit zu zeigen: «Gott hat uns alles gegeben. Wenn wir Frieden und Einigkeit erreicht haben, können wir schneller vorankommen und die Welt damit überraschen.»
Taliban machen das Tempo
Das Tempo bestimmen allerdings die Taliban, die gegenwärtig mit den USA verhandeln. Die Loja Dschirga und die Regierung betrachten sie als Marionetten des Westens.
Die USA stellen die Hälfte der rund 17'000 ausländischen Soldaten. Diese unterstützen die afghanische Regierung in ihrem Kampf gegen die Taliban. Bevor sich die Vereinigten Staaten aber aus Afghanistan zurückziehen, wollen sie innerafghanische Gespräche ankurbeln.
Die Regierung hat klare Vorstellungen darüber, wie diese aussehen könnten – und will sie nun mit den Vertretern der Loja Dschirga ausloten. «Unsere roten Linien sind klar: Menschenrechte, freie Meinungsäusserung, Zivilrechte, das politische System und die Verfassung sind unantastbar», sagt Asadullah Zahiri, Mitglied des Hoher Rats für Friedensverhandlungen. Inwiefern die Loja Dschirga den Friedensprozess anzukurbeln vermag, bleibt abzuwarten.