- US-Präsident Donald Trump wirft seinem früheren Anwalt Michael Cohen Falschaussagen vor Gericht vor.
- Cohen habe «Geschichten erfunden», um mit der Staatsanwaltschaft eine strafmindernde Vereinbarung auszuhandeln.
- Der Anwalt hatte den Präsidenten unter Eid bezichtigt, ihn zu illegalen Schweigegeldzahlungen an frühere Geliebte angestiftet zu haben.
- Trump habe von den Zahlungen erst «im Nachhinein» erfahren.
Auf eine erste mündliche, relativ kurze Reaktion liess Donald Trump am Morgen US-amerikanischer Zeit eine Twitter-Tirade folgen. Die Aussagen seines einstigen Anwalts vor einem New Yorker Gericht geisselt er darin als «erfundene Geschichten».
Weiter wirft der Präsident Cohen vor, er sei vor der Justiz «eingeknickt» – das Wort «Justiz» setzte der Präsident demonstrativ in Anführungszeichen.
Trump hat nach seinen Tweets auch in einem TV-Interview bestritten, kurz vor der Wahl 2016 Schweigegeldzahlungen an zwei Frauen veranlasst zu haben. Er habe von den Zahlungen erst «im Nachhinein» erfahren, sagte Trump in einem Interview des ihm gewogenen Senders Fox News.
Mehrere Versionen derselben Geschichte
Es habe sich nicht um Geld gehandelt, dass aus den Wahlkampfkassen genommen worden sei. Deshalb sei auch keine Verletzung von Richtlinien für die Wahlkampffinanzierung zu erkennen, argumentierte der Präsident.
Auch Trumps Sprecherin Sarah Sanders sagte, der Präsident sei «überhaupt nicht besorgt» über Cohens Anschuldigungen. «Er weiss, dass er nichts falsch gemacht hat», so Sanders.
Trumps Einlassung über den Informationsfluss im Umfeld der Schweigegeldzahlungen ist inzwischen die dritte Version, die er über die Abläufe liefert.
- Zunächst hatte er erklärt, darüber gar nicht informiert zu sein.
- Später hatte sein Anwalt Rudy Giuliani erklärt, Trump habe die Zahlungen an Cohen zurückerstattet. Die «Washington Post» berichtete am Mittwoch, Cohen habe aus Mitteln des Trump-Firmenkonsortiums im Februar 2017 insgesamt 420 000 Dollar erhalten und dafür Scheinquittungen mit falschen Verwendungszwecken erstellt.
- Nun soll er erst «im Nachhinein» erfahren haben.
«Hexenjagd auf Manafort»
Positiv äussert sich Trump dagegen über seinen früheren Wahlkampfmanager Paul Manafort, der am Vortag vor Gericht wegen Finanz- und Steuerbetrugs schuldig gesprochen wurde. «Respekt für einen tapferen Mann», schrieb der Präsident über Manafort.
Trump stellt sich eindeutig an die Seite des Straftäters: Dieser sei vor Gericht hart geblieben, obwohl die Justiz «enormen Druck» auf ihn ausgeübt habe. «Paul Manafort und seine wunderbare Familie tun mir sehr leid», schreibt Trump. Der Präsident erneuert seinen Vorwurf, dass es sich bei der Angelegenheit um eine «Hexenjagd» handle.
Das Jury-Urteil gegen Manafort war der erste Schuldspruch im Zusammenhang mit den Untersuchungen von FBI-Sonderermittler Robert Mueller, die Trump immer wieder als politisch motivierte «Hexenjagd» zu diskreditieren versucht.
Manafort muss mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen. In der Vergangenheit wollte Trump nicht ausschliessen, dass er seinen früheren Wahlkampfmanager begnadigen könnte.