Russland und die Ukraine gehören weltweit zu den grössten Exportnationen von Weizen. Der Krieg schränkt diesen Handel nun aber ein. Die Ukraine kann kaum noch exportieren und Russland liefert weniger Getreide an andere Länder, damit die eigene Bevölkerung genug hat. Das macht den Weizen weltweit teurer. Am stärksten spüren dies Länder des Südens – viele davon auf dem afrikanischen Kontinent.
«Die Abhängigkeit von russischem und ukrainischem Weizen hier ist sehr gross», sagt Afrika-Korrespondent Samuel Burri in Nairobi. Wenn man die Weizenimporte anschaue, so kommen in Ostafrika fast 90 Prozent des Weizens aus Russland und der Ukraine. «Es gibt natürlich auch eine lokale Produktion, aber die reicht nicht, um die Nachfrage zu decken.»
Morgendliches «Chapati» ist teurer
In Kenia bedeute das etwa, dass die Hälfte des konsumierten Weizens aus Russland und der Ukraine stammt. Der Preisanstieg aufgrund des Krieges wird in den meisten Fällen an die Konsumentinnen und Konsumenten weitergegeben – sie werden ihn also im Alltag spüren.
«Ein beliebtes Frühstück hier in Nairobi ist Chapati», erklärt Burri. «Das ist ein öliges Fladenbrot, das man beispielsweise auf dem Arbeitsweg am Morgen am Strassenrand kauft.» Dessen Preis habe bereits überall aufgeschlagen. Das Weizenmehl wurde in Kenia innert weniger Wochen um rund ein Viertel teurer. Das treffe vor allem die Stadtbewohnerinnen und -bewohner des Landes. «Etwa die Menschen in den Slums, die kein Getreide oder Gemüse selber anbauen können und fast die Hälfte von dem, was sie verdienen, wieder für Essen ausgeben müssen.»
Doch nicht nur die Preise für Getreide steigen in den afrikanischen Ländern, auch die Preise allgemein. «Innert eines Jahres hat sich der Preis für Speiseöl verdoppelt, auch die Düngerpreise steigen aufgrund des Ukraine-Krieges, die Treibstoffpreise ebenfalls», weiss der Korrespondent. Das werde sich noch über Monate auswirken.
Wenige kurzfristige Lösungsansätze
Alles werde teurer in der Region. «Dazu kommt, dass in Ostafrika viele Gebiete schon seit längerem unter eine Dürre leiden.» Nach Angaben des Welternährungsprogramms sind derzeit 13 Millionen Menschen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. «Und das werden nun wohl noch mehr», befürchtet Burri. Die Regierungen der betroffenen Länder können auch nicht viel dagegen tun. «Man kann natürlich den Brotpreis vorgeben, aber irgendwann rentiert das für die Bäcker halt nicht mehr.» Man könne auch Getreideimporte subventionieren. «Das funktioniert wohl für einige Monate, aber trifft dann natürlich die Staatskasse hart.»
Am besten wäre es, die lokale Produktion zu steigern, wie es zum Beispiel Nigeria in den letzten Jahren mit Reis geschafft hat.
Was man auch nicht machen könne, sei, einfach auf andere Herkunftsländer für Weizen auszuweichen, denn auch da steigen die Preise. «Am besten wäre es, die lokale Produktion zu steigern, wie es zum Beispiel Nigeria in den letzten Jahren mit Reis geschafft hat», so Burri. Aber das dauere Jahre und im Moment gebe es keine solchen Pläne. «Es ist einfach so: Wenn in der Ukraine Krieg herrscht, dann merken das die Menschen in Ostafrika konkret auf dem Teller.»