Mit seinem halbharten Hornbacher-Käse setzte sich Michael Spycher gegen mehr als 3000 verschiedene Käsesorten aus aller Welt durch. Der Berner kann es selbst noch nicht richtig fassen: «Bisher hat noch nie jemand den Titel zweimal gewonnen, und ich bin jetzt schon zum vierten Mal Weltmeister. Das ist schon etwas verrückt.»
Seit 2001 betreibt Spycher seine Käserei im kleinen Weiler Fritzenhaus in der Gemeinde Sumiswald. Hier weit hinten im Emmental am Fuss des Napfs auf 800 Metern über Meer liefern die Bauern die Milch von den Bergwiesen alle noch selbst in der «Käsi» ab.
«Kühe fressen Naturwiese mit Kräutern»
Diese Milch ist für den Käser ein Teil seines Erfolgs: «Die Kühe fressen hier praktisch nur Naturwiese mit vielen Kräutern. Das gibt dem Käse mehr Aroma. Zusammen mit meiner Erfahrung als Käser und einer guten Reifung im Keller gibt es ein gutes Produkt.» Dieses Gesamtpaket habe die internationale Jury am World Championship Cheese Contest im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin offenbar überzeugt. Bewertet wurden Geschmack, Konsistenz und Aussehen.
Zuvor hat Michael Spycher den Weltmeistertitel schon dreimal mit einem Gruyère gewonnen. Dass es nun dieses Mal seine Eigenmarke Hornbacher ist, freut ihn doppelt. Im Gegensatz zu Gruyère muss er mit diesem Käse keine Kontingente einhalten, sondern kann produzieren, so viel er will. Nach zahlreichen Medienberichten in den USA ist die Nachfrage deutlich angestiegen. So wird sein Hornbacher-Käse jetzt vermehrt exportiert.
Der Erfolg fällt dem Käsermeister dabei nicht in den Schoss. Sieben Tage die Woche steht er in der Käserei, arbeitet 70 bis 80 Stunden die Woche. Viel Erfahrung und ein gutes «Gschpüüri» für die Käseproduktion seien entscheidend, damit am Schluss ein gutes Produkt resultiere, so Spycher.
Spycher ist eine Sensation in den USA
Nun freut sich der Weltmeister-Käser auf die anstehende Siegerehrung in den USA. Mitte April wird er zusammen mit seiner Frau Monika nach Wisconsin fliegen, um dort seine Auszeichnung entgegenzunehmen.
Da er den Titel zuvor schon dreimal gewonnen hat und die amerikanischen Medien breit darüber berichteten, werde er dort von wildfremden Leuten erkannt und angesprochen. Der Wirt eines Restaurants habe kurzerhand eine Runde spendiert, als er erkannt habe, dass bei ihm der Käser-Weltmeister eingekehrt sei. Und an den Meisterschaften selbst sei er von anderen Käsermeistern förmlich belagert worden.
Auch wenn ihn die Titel, die Aufmerksamkeit und die grössere Nachfrage nach seinem Käse ehren: Auf diesen Lorbeeren will sich Michael Spycher nicht ausruhen. «Der Käse ist ein Naturprodukt. Man muss jeden Tag vollen Einsatz geben. Nur schon ein kleines Detail kann entscheidend sein, ob die Qualität noch stimmt oder nicht.» Sagts, und geht zurück an die Arbeit am dampfenden Käsekessi. Damit er ja den Zeitpunkt nicht verpasst, wenn der nächste Arbeitsschritt ansteht.