Emmentaler Käse? Muss nicht unbedingt sein! So jedenfalls lautet das Verdikt einer kurzen Umfrage auf den Strassen von Zürich. Zu gummig, zu langweilig – so der Tenor.
Nachfrage nach Emmentaler sinkt
Emmentaler ist zwar immer noch einer der beliebtesten und am meisten verzehrten Käse der Schweiz. Aber die Produktion ist in den letzten Jahren ins Stocken geraden.
Der Grund: Die Nachfrage sinkt. Auch auf dem Weltmarkt kommt der Emmentaler – bekannt als der Schweizer Käse – immer mehr unter Druck.
Schlechtes Image?
Schweizer Käsereien konnten immer weniger exportieren, vor allem in den letzten Jahren sank die Anzahl der exportierten Käselaibe.
Hat der Käse ein Imageproblem? Urs Schlüchter, Direktor vom Branchenverband Emmentaler Switzerland, schüttelt den Kopf. «Der Emmentaler ist immer noch der Käse, der weltweit am meisten gegessen und kopiert wird.»
Viel mehr habe es auch mit der aktuellen Wirtschaftskrise zu tun, die der Käse besonders beim Export zu spüren bekomme: «Der Emmentaler AOP ist im Vergleich mit ausländischen Käsesorten teuer.»
Dass die Nachfrage nach Emmentaler zurückgeht, spürt auch die Käserei Gohl in der Nähe von Langnau – die Produktion nahm markant ab. Die Käserei produziert einen Viertel weniger Emmentaler Käse als noch vor drei Jahren. Im letzten Winter wurden deshalb zwei Personen entlassen.
Lokale Käsereien suchen nach Alternativen
«Die sinkende Nachfrage tut uns im Emmental schon weh, gerade uns Käsern», sagt Geschäftsführer Hansueli Neuenschwander. «Ich bin jedoch überzeugt, dass der Emmentaler der beste Käse der Welt ist.»
Mir war es nie wohl mit nur einer Käsesorte.
Trotz der Liebe zum Emmentaler verfügt die Käserei über ein weiteres Standbein: Käse aus Schaf- und Ziegenmilch. Schon vor 40 Jahren hatte der damalige Käser begonnen, nicht nur Kuhmilch zu verarbeiten. «Mir war es nie wohl mit nur einer Käsesorte», erinnert sich Seniorchef Hans Guggisberg.
«Ich fand, man könnte doch gut einen gemischten Betrieb machen.» Heute ist man froh über diesen Entscheid, auch wenn der Käser damals von vielen ausgelacht wurde.
Emmentaler Landwirtschaft passt sich an
Auch Bauer Beat Neuenschwander wurde früher belächelt. Zusammen mit seinem Vater räumte er Kuh- und Schweinestall aus und machte Platz für Ziegen. «Mit meinen Ziegen war ich ein Einzelgänger.»
Den Entscheid habe er nie bereut. «Ich kann mir nicht mehr vorstellen, ein anderes Tier zu halten.» Auch wirtschaftlich habe sich die Umstellung gelohnt; er hat keine Mühe, seine Ziegenmilch loszuwerden.
Ein paar Hügel weiter weiden nicht Ziegen, sondern Schafe. Milchschafe in der Emmentaler Umgebung sind etwas Exotisches. Es gibt nur wenige Bauern, die Milchschafe halten.
Schafmilch hat gerade im Emmental eine Zukunft.
Bauer Martin Fankhauser hält rund 140 Tiere. Auch er sah vor einigen Jahren eine wirtschaftliche Nische. Die Umstellung auf Milchschafe habe sich gelohnt.
«Schafmilch hat gerade im Emmental eine Zukunft», ist Bauer Fankhauser überzeugt. Aber: «Den Emmentaler Käse aus Kuhmilch können wir sicher nicht verdrängen.» Immerhin: Ziegen und Schafe an den Emmentaler Hängen sind keine Seltenheit mehr.