Obwohl die Resultate vom 3. November bereits beglaubigt sind und Joe Bidens Sieg feststeht, gibt sich Donald Trump noch immer trotzig. Er habe nie eine Wahl verloren und werde auch dieses Mal gewinnen, behauptete Trump jüngst an einer Wahlveranstaltung im Bundesstaat Georgia, wo Anfang nächsten Jahres wichtige Stichwahlen für zwei Senatssitze stattfinden.
Viele in der Partei glaubten Trumps Behauptung vom sogenannten Wahlbetrug, sagt der republikanische Parteistratege Matt Terrill. Drei Viertel der Republikaner seien laut Umfragen überzeugt, dass am 3. November eigentlich Trump gewonnen habe. Und das werde sich wohl auch nicht so rasch ändern.
Trump braucht seine Fans
Die republikanische Partei brauche diese Trump-Fans, wenn sie auch künftig Wahlen gewinnen wolle, ist Terrill, der frühere Stabschef des republikanischen Senators Marco Rubio, überzeugt. Und auch Trump brauche seine Fans. Ins Privatleben werde er sich deshalb nicht zurückziehen.
Auch Politologieprofessor David Hopkins vom Boston College erwartet, dass Donald Trump in der republikanischen Partei die dominierende Figur bleiben wird. Dort habe er viel Rückhalt. Denn die Wahlresultate waren für die Partei weit besser als befürchtet – trotz des Verlusts des Weissen Hauses.
Symptom der Veränderungen
Donald Trump habe der Partei neue Wählersegmente erschlossen, wovon viele republikanische Politiker profitiert hätten. Zudem sei der Aufstieg Trumps von seinen Gegnern häufig falsch interpretiert worden, glaubt Parteienforscher Hopkins.
Trump habe die republikanische Partei nicht gekapert. Er sei viel mehr ein Symptom der Veränderungen, die an der Parteibasis schon vorher stattgefunden hätten.
Zu diesen Veränderungen gehöre der wachsende Einfluss konservativer Medien, ist Hopkins überzeugt. Der kompromisslose Stil von parteiischen rechten Talk-Radios, Fernsehsendern und Online-Plattformen präge immer stärker das Weltbild der republikanischen Wählerschaft und deren Erwartungen an ihre Politiker. Und Trump, mehr Medienstar als Politiker, habe diesen Erwartungen entsprochen.
Trumps Stil wird kopiert
Viele republikanische Politiker hätten mittlerweile Trumps Polit-Stil übernommen. Bei diesem stehe nicht die konkrete Regierungsarbeit im Vordergrund, sondern die Selbstinszenierung in den Medien.
Inhaltlich habe Donald Trump die Republikanische Partei nicht gross verändert – mit Ausnahme der Handelspolitik. Hier habe er aber noch vor dem Partei-Establishment erkannt, dass die Wählerbasis mittlerweile mehr Protektionismus wolle. Oder eben «America first», wie Politologe David Hopkins erklärt.
Zusammenfassend sei im Moment nicht zu erkennen, wer oder was die Republikaner von ihrem Trump-Kurs abbringen könnte. Innerhalb der Partei gibt es auch nach der Wahlniederlage von Donald Trump keine nennenswerte Opposition. Teils aus Überzeugung, teils aus Angst. Damit kann in der Partei aber auch kein Neuanfang oder ein Generationenwechsel stattfinden. Denn neben Trump hat es im Rampenlicht keinen Platz.