Das Wichtigste in Kürze
- Auf Himmelskörpern wie Planeten, Monden und Asteroiden finden sich grosse Mengen wertvoller Rohstoffe wie Platin und Gold.
- Die US-Raumfahrtsbehörde Nasa startet nächstes Jahr die «Psyche»-Mission zum gleichnamigen Asteroiden. Der Wert der dortigen Rohstoffe soll in die Trillionen gehen.
- Luxemburg und die USA sind derzeit die einzigen Ländern, die es ihren Bürgerinnen und Bürgern erlauben Rohstoffe abzubauen.
Es ist eine verlockende Vision: Bergbau im Weltraum. Oder wie es auf Englisch heisst: «Space Mining». In unserem Sonnensystem lagern in den Asteroiden Rohstoffquellen von ungeheurem Wert.
Es gibt Edelmetalle wie Gold und Platin, aber auch sogenannte «seltene Erden», die für die Produktion von vielen High-Tech-Produkten unerlässlich sind.
Neue «Goldgrube» entdeckt
Eben hat eine Forschergruppe zwei weitere metallreiche Asteroiden entdeckt. In einer kürzlich im «Planetary Science Journal» veröffentlichten Studie wurde ihre Beschaffenheit und Metallreserven ausführlich beschrieben.
Beim Asteroiden mit dem prosaischen Namen «1986 DA» berechneten die Wissenschaftler einen Metallgehalt von 85 Prozent. Der Löwenanteil entfällt dabei auf Eisen und Nickel, aber auch Edelmetalle sind in Hülle und Fülle vorhanden.
Die Forscher haben in ihrer Studie auch das Bergbaupotential von «1986 DA» untersucht. Sie schätzen, dass die Vorkommen von Eisen, Nickel, Kobalt und Platin die weltweiten Reserven auf der Erde übersteigen dürften.
Insgesamt beziffert das Forschungsteam den Materialwert des Asteroiden auf 11.65 Billionen Dollar. Das ist fast die jährliche Wirtschaftsleistung von China.
Reise zur Metallwelt
Über die Beschaffenheit von solchen Metallwelten will auch die Nasa mehr wissen. Im nächsten Jahr schickt die US-Raumfahrtbehörde die Sonde «Psyche» zum gleichnamigen Asteroiden, der auf einer Umlaufbahn zwischen Mars und Jupiter um die Sonne kreist.
Asteroiden sind Überresten aus jener Zeit, als die Planeten geformt wurden. «Psyche» ist aussergewöhnlich, weil sein Eisen-Nickel-Kern quasi an der Oberfläche freiliegt – so jedenfalls der aktuelle Wissensstand.
Die Nasa geht davon aus, dass «Psyche» ein gescheiterter Planet ist, ein Himmelkörper, der zwar während der Entstehung des Sonnensystems einen Kern gebildet hat, sich dann aber nicht mehr weiterentwickeln konnte.
Mit dem Besuch bei «Psyche» will die Nasa mehr über die Geschichte des Sonnensystems und letztlich auch der Erde erfahren. Es geht ihr explizit nicht um künftigen Rohstoffabbau, wie die Forschungschefin der Mission, Lindy Elkins-Tanton, betont.
Dennoch dürften sich einige visionäre Investoren für die Daten der «Psyche»-Mission interessieren. Denn auch der Wert dieses Asteroiden wurde schon berechnet. Herausgekommen ist eine abenteuerliche Summe, die irgendwo in den Trillionen liegt.
Start-Ups im Goldrausch
Mehrere Start-Up-Unternehmen haben sich in den letzten Jahren daran gemacht, die Möglichkeiten von Space Mining auszuloten. Denn auf Asteroiden warten nicht nur riesige Rohstoffvorkommen, theoretisch wären sie dort auch relativ einfach abbaubar.
Der Grund liegt in der geringen Schwerkraft der Asteroiden. Diese hat zur Folge, dass die wertvollen Metalle nahe oder sogar ganz auf der Oberfläche liegen und daher leicht zugänglich sind. Im Gegensatz dazu schlummern die meisten Metalle auf der Erde unerreichbar tief im Boden, die Schwerkraft hat sie im Laufe der Erdgeschichte in die Tiefe gezogen.
In Europa will sich vor allem Luxemburg ein Stück vom Kuchen sichern und hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum für Space Mining gemausert. Zusammen mit der Europäischen Raumfahrtagentur Esa unterstützt das Land Firmen, die technische und ökonomische Lösungen suchen für den Bergbau im Weltraum.
Damit nicht genug: Luxemburg hat als eines der ersten Länder einen rechtlichen Rahmen geschaffen für Space Mining: 2017 ist das «Gesetz über die Erforschung und Nutzung von Weltraumressourcen» in Kraft getreten. Es wurde so formuliert, dass Unternehmen ausdrücklich das Recht erhalten, Rohstoffe insbesondere auf Asteroiden zu gewinnen. Luxemburg meint es also ernst.
Alles nur Science-Fiction?
Spricht man allerdings mit Astrophysikern, die auf Asteroiden spezialisiert sind, ist der Goldrausch ausgenüchtert, bevor er begonnen hat. Raphael Marschall ist Teil des Wissenschaftsteams der «Lucy»-Mission, die Asteroiden in der Jupiterumlaufbahn erforscht. Er sagt, neben all den ungelösten technischen Problemen wisse man immer noch zu wenig über Asteroiden für einen erfolgreichen Bergbau. Etwa welche Objekte lohnende Ziele wären.
Zudem wären solche Missionen derzeit viel zu teuer, sagt Marschall. Investoren müssten wohl Milliarden hinblättern für ein Vorhaben, das mehrere Jahre dauern würde und dessen Erfolgsaussichten höchst zweifelhaft wären. Kommt dazu, würden Edelmetalle massenweise auf die Erde gebracht, fielen deren Preise wohl ins Bodenlose. Angebot und Nachfrage.
Dürfen wir das?
Und noch eine Frage wirft Marschall auf: Ist es ethisch vertretbar, wenn wir im Weltraum Himmelsköper ausweiden? Er meint nein. Auch da werde ein Stück Natur zerstört. Aus der Sicht des Astrophysikers ginge ein Stück der Entstehungsgeschichte des Sonnensystems und auch der Geschichte der Menschheit verloren.
Also Umweltschutz im Weltraum? Diese Diskussionen rückt immer näher und muss dereinst geführt werden. Bis die Menschen jedoch Gold vom Himmel pflücken, wird noch viel Zeit vergehen.