Die russische Behauptung von der hochgerüsteten Ukraine ist eine Mär. Das sagt auch der Sipri-Waffenhandelsexperte Pieter Wezeman: «In den vergangenen fünf Jahren war die Ukraine keine bedeutende Käuferin von Waffen. Ihr Anteil an den weltweiten Waffenimporten betrug gerade mal 0.1 Prozent.»
Das ist um ein Zigfaches weniger als die Käufe der grossen Importeure wie Indien, Saudi-Arabien, Ägypten oder Australien. Selbst weitaus kleinere Staaten wie Belarus, Norwegen, Jordanien, Singapur oder auch die Schweiz importierten im Vergleich zur Ukraine ein Mehrfaches an Rüstungsgütern.
Zwei Gründe für bescheidene Rolle
«Es fehlt der Ukraine an Geld. Und viele Staaten weigerten sich, ihr Waffen zu liefern, um nicht den russischen Unmut anzuheizen», so Wezeman. Einen Teil der Rüstungsbedürfnisse des Landes können ukrainische Waffenschmieden selber befriedigen. Dabei handle es sich indes nicht um hochmodernes Kriegsgerät und es gehe auch nicht um hohe Stückzahlen.
Gekauft hat die Ukraine von Frankreich, Polen oder Litauen unter anderem Panzerabwehrwaffen, Transporthelikopter und – was am meisten Aufsehen erregte – türkische Drohnen. «Es sind allerdings bloss zwölf Stück – und keine Superwaffen», sagt der Sipri-Fachmann.
Lieferungen aus dem Westen erst seit Kurzem
Bestellt, jedoch bisher nicht geliefert, wurden zudem zwei Fregatten. Gemäss den Daten der Stockholmer Friedensforscher war die Ukraine in den vergangenen Jahren also alles andere als ein Aufrüstungsriese. Erst in den aktuellen Wochen seit dem russischen Angriff nahmen die Lieferungen vor allem aus westlichen Ländern deutlich zu.
Und anders als Russland hartnäckig behauptet, hat man «überhaupt keine Hinweise» dafür, so Wezeman, dass die Ukraine heimlich biologische Massenvernichtungswaffen herstelle oder besitze. Das sei russische Propaganda ohne jeden Beweis.