Davor Savicic nimmt kein Blatt vor den Mund. Im russischen Fernsehen erzählt er, wie er eine 30-köpfige Truppe von internationalen Kämpfern im Ukrainekrieg kommandiert hat. Für Russland. Savicic ist Serbe und es ist ihm von Rechts wegen verboten, in fremden Ländern zu kämpfen. Allerdings hatte er deshalb bislang kaum etwas zu befürchten. Die Behörden in seinem Land nehmen es bei der Ahndung dieses Vergehens nicht allzu genau. Vor allem, wenn der Geldgeber Russland heisst.
Gemäss einer Recherche der BBC ist Savicic zu hören, wie er aus dem Nähkästchen plaudert. Rekrutierung, Training in Russland und dann Einsatz in der Region Charkiw. Der Serbe steht nicht erst seit dem russischen Überfall auf die Ukraine auf Putins Gehaltsliste. Schon davor habe er mit den prorussischen Separatisten im Donbas gekämpft, erzählt er. Jetzt bildet er für die russische Armee eine serbische Brigade.
Unverblümter Aufruf an serbische Männer
In besagter Fernsehshow behauptet Savicic, seine Soldaten hätten mit dem russischen Verteidigungsministerium gar einen Vertrag abgeschlossen. Mit dem Vertrag automatisch gekoppelt sei auch ein Antrag auf die russische Staatsbürgerschaft, so die Recherchen der BBC. Savicic ruft verhältnismässig unverblümt serbische Männer auf, sich ihm anzuschliessen.
Wie viele seinem Ruf bislang gefolgt sind, entzieht sich dem Wissen der BBC. Der britischen Zeitung The Guardian liegt eine Liste vor, aus der hervorgeht, dass sich bis jetzt 13 Männer unter sein Kommando gestellt hätten. Einer dieser Angeworbenen spricht indes von insgesamt 60 bis 70 Kämpfern.
Predrag Petrovic schätzt, dass derzeit nicht mehr als 100 serbische Bürger in der Ukraine kämpfen. Der Forscher am Center for Security Policy in Belgrad identifiziert vor allem finanzielle Erwägungen als Grund, der serbische Männer in Putins Arme treibe.
Die Mehrheit von ihnen stamme aus ärmeren Regionen des Landes, sagt Petrovic. Aber nicht nur das Geld lockt.
Nicht wenige der jungen Männer unter Savicic pflegten ein nationalistisches Weltbild, bei dem Russland der Verbündete sei. Für sie sei der Ukrainekrieg vergleichbar mit den serbischen Territorialkriegen der 90er-Jahre. In die gleiche Kerbe schlägt Serbiens Regierung. Und das seit Jahren. Das mache es für die Verantwortlichen nun schwierig, gegen Savicic vorzugehen, sagt Petrovic. Ein Grossteil ihrer Wählerschaft sei heute prorussisch eingestellt.
Diener zweier Herren
Offiziell verurteilt die aktuelle Regierung die Rekrutierung serbischer Söldner. Aber tatsächlich unternimmt sie nur wenig dagegen. Selbst die Justiz ist bislang auffällig nachsichtig. Während sie im Syrienkrieg mit aller Härte gegen serbische Söldner vorgegangen ist, legt sie im Fall der Ukraine eine lasche Haltung an den Tag.
Nebst den innenpolitischen Gründen dürften auch aussenpolitische Erwägungen eine Rolle spielen, erklärt Petrovic. Trotz des Ukrainekriegs tanzt Serbien nach wie vor auf zwei Hochzeiten und unterhält gute Beziehungen sowohl zu Russland als auch zum Westen. «Sie geben etwas dem Osten und etwas dem Westen», sagt Petrovic, «aber tatsächlich belügen sie beide, um an der Macht zu bleiben.»
Damit dieser Balanceakt auch in Zukunft gelingen kann, sagt der Sicherheitsexperte aus Belgrad, sei man in Vucics Regierung eben bereit, beide Augen zuzudrücken.