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US-Präsident Joe Biden verteidigt den Rückzug der US-Truppen
Aus HeuteMorgen vom 17.08.2021. Bild: Keystone/sda
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Scheitern in Afghanistan Vier US-Präsidenten und ihre Fehler

Joe Biden räumte in seiner Rede zu Afghanistan «viele Fehltritte» ein. Auch Bidens drei Vorgänger im Weissen Haus haben Entscheide getroffen, die sich im Nachhinein als fragwürdig oder falsch herausstellten. Eine Auswahl.

George W. Bush (2001 bis 2009)

Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 ordnete der Republikaner den US-geführten Einsatz in Afghanistan an. Das Taliban-Regime, das Al-Kaida-Chef Osama bin Laden nicht ausliefern wollte, stürzte bald darauf. Die Islamisten schienen geschlagen, die ausländischen Truppen wurden vielerorts als Befreier gefeiert. Bush sagte im Juni 2004: «Koalitionskräfte, darunter viele tapfere Afghanen, haben Amerika, Afghanistan und der Welt ihren ersten Sieg im Krieg gegen den Terror beschert.»

Diese falsche Zuversicht in Afghanistan lenkte die Aufmerksamkeit weg von dem Land. Währenddessen konnten sich die Taliban im benachbarten Pakistan ungestört neu formieren und in Afghanistan wieder Fuss fassen. Besonders verheerend: Die USA konzentrierten sich ab März 2003 auf ihre Invasion im Irak. Ressourcen und Truppen, die in Afghanistan benötigt worden wären, wurden stattdessen in den Irak geschickt. Während sich die Sicherheitslage in Afghanistan wieder verschlechterte, übten sich die Regierungen der Truppensteller darin, die Situation vor den Wählern schönzureden.

Karsai überreicht Bush eine Ehrenmedaille.
Legende: Der ehemalige Präsident Hamid Karzai überreichte George W. Bush 2008 eine Ehrenmedaille. Reuters

Barack Obama (2009 bis 2017)

Wegen der immer angespannteren Sicherheitslage verstärkte Obama die US-Truppen zunächst deutlich. Im Juni 2011 – kurz nach der Tötung Bin Ladens – legte der Demokrat dann einen Fahrplan für einen schrittweisen Rückzug der amerikanischen Soldaten und für ein Ende des Kampfeinsatzes vor. «Unsere Mission wird sich vom Kampfeinsatz zur Unterstützung verändern», sagte Obama. «2014 wird dieser Übergangsprozess abgeschlossen sein, und die Afghanen werden für ihre eigene Sicherheit verantwortlich sein.»

Ein deutscher Offizier in Kabul bemühte damals einen Vergleich mit der Feuerwehr, die schliesslich auch nicht vorab ankündige, wann ein Einsatz beendet werde – sondern erst abrücke, wenn das Feuer gelöscht sei. In Afghanistan weckten Obamas Worte erhebliche Zweifel am Wahrheitsgehalt des Nato-Versprechens, solange zu bleiben, wie man gebraucht werde. Die Taliban deuteten Obamas Worte als Signal dafür, dass sie nur ausharren müssten, um an ihr Ziel zu gelangen. Auch wenn die schlechte Sicherheitslage Obamas Abzugspläne immer wieder verzögerte: Am Ende sollten die Taliban recht behalten.

Obama vor Podest.
Legende: Barack Obama spricht 2014 während eines Besuchs auf einer Militärbasis in Lakehurst zu Angehörigen der Streitkräfte anlässlich des Endes der Kampfhandlungen in Afghanistan. Reuters

Donald Trump (2017 bis 2021)

Der Abzug aus Afghanistan war ein erklärtes Ziel Trumps. Kurz vor dem Jahrestag der Anschläge vom 11. September 2001 wollte der Republikaner 2019 bei einem Geheimtreffen auf dem Landsitz des Präsidenten in Camp David mit den Taliban zusammenkommen. Nach einem schweren Taliban-Anschlag in Kabul sagte Trump das Treffen ab. Im Februar vergangenen Jahres schloss seine Regierung dann aber ein Abkommen mit den Taliban in Doha, das einen Abzug der US-Truppen bis zum 1. Mai 2021 vorsah.

Die Taliban verpflichteten sich im Gegenzug unter anderem zu Friedensverhandlungen mit der Regierung in Kabul, die zu einem dauerhaften Waffenstillstand und einem politischen Fahrplan für die Zukunft Afghanistans führen sollten. Obwohl die Taliban sich nicht an das Abkommen hielten, reduzierte Trump die Zahl der US-Soldaten in Afghanistan noch in den letzten Tagen seiner Amtszeit auf 2500. Das in vielen Punkten vage gehaltene Abkommen sorgte für massive Kritik – nicht zuletzt deswegen, weil die gewählte afghanische Regierung auf Drängen der Taliban gar nicht erst daran beteiligt war.

Trump und Ghani schütteln die Hände.
Legende: 2019 besuchte Donald Trump überraschend Afghanistan und den Präsidenten Ashraf Ghani. Reuters

Joe Biden (seit 20. Januar 2021)

Biden war schon als Obamas Vizepräsident ein Gegner des Afghanistan-Einsatzes. Nach seinem Einzug ins Weisse Haus brütete er monatelang über das weitere Vorgehen. Kurz vor dem Ablauf der Frist im Doha-Abkommen kündigte er dann im April seine Entscheidung an: Die USA würden ihre Truppen spätestens bis zum 11. September 2021 – dem 20. Jahrestag der Terroranschläge – vollständig aus Afghanistan abziehen, und zwar bedingungslos. Nato-Verbündete wie Deutschland wollten einen Abzug an Erfolge bei Friedensverhandlungen knüpfen. Auch US-Experten rieten von einem bedingungslosen Abzug ab.

Im Juli kündigte der Demokrat an, Ende August werde Schluss sein mit dem Einsatz. Noch vor diesem Termin sind die Taliban in Kabul wieder an der Macht. Das ist der eine Fehler, den Biden nun einräumt: «Diese Entwicklung verlief schneller, als wir erwartet hatten», sagt er am Montag. Mit Blick auf seinen Beschluss zum Truppenabzug betont Biden: «Ich weiss, dass meine Entscheidung kritisiert werden wird. Aber lieber stecke ich all diese Kritik ein, als diese Entscheidung an einen weiteren Präsidenten der Vereinigten Staaten weiterzugeben.»

Biden an einem Meeting zur Lage in Afghanistan am 16. August.
Legende: Joe Biden an einem Meeting zur Lage in Afghanistan am 16. August. reuters

Tagesschau, 17.08.2021, 19:30 Uhr ; 

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