Die Leitung ist instabil und bricht immer wieder ab. Khun Saw Thant lebt in einer abgelegenen Region im Shan-Staat in Myanmar. Der 22-Jährige baut Schlafmohn an.
«Während der Erntezeit ritzen wir kleine Schnitte in die Mohnkapseln, am nächsten Tag kratzen wir den ausgetretenen Milchsaft ab», erklärt er. Dann würden sie die Kapsel erneut anritzen, um am darauffolgenden Tag den Saft wieder zu gewinnen. Der Vorgang wird so oft wiederholt, bis die Blume verwelkt.
Afghanistan überholt
Myanmar ist laut der UNO seit vergangenem Jahr der grösste Opiumproduzent der Welt und hat damit Afghanistan überholt. Dies auch, weil die Taliban den Anbau von Schlafmohn verboten haben.
In seiner Region baue fast jeder Mohn an, sagt Khun Saw Thant. Nur damit lasse sich Geld verdienen. Er pflanzt auch noch Bohnen an und Avocados – aber nur für den Eigenbedarf.
Lebensunterhalt dank Opium
Nicht zuletzt – wie Khun Saw Thant sagt – wegen der «politischen Veränderungen» wird deutlich mehr Mohn angebaut. Seit dem Militärputsch vor gut drei Jahren sind Millionen von Menschen auf der Flucht, die Wirtschaft darbt. Der Mohnanbau ist für viele Bauern, die ohnehin um ihre Existenz kämpfen, nun noch wichtiger geworden.
Er bestreite mit dem Mohnanbau lediglich die Lebensunterhaltungskosten seiner Familie, sagt Khun Saw Thant, reich werde er damit nicht. Sowohl die Militärjunta als auch die verschiedenen Rebellengruppen verlangten Abgaben – «Steuern» wie Khun Saw Thant sagt, damit die Bauern keine Probleme bekommen.
Landminen im Mohnfeld
Finanziell bleibt es für viele Bäuerinnen und Bauern schwierig. Auch für Ma Nang. Die Mohnfelder der 26-Jährigen liegen mitten in einem Konfliktgebiet. Deshalb konnten sie zuletzt nicht ernten und hätten viel Geld verloren, sagt Ma Nang. «Die Kämpfe sind zwar vorüber, aber in den Feldern sind noch immer Landminen.»
Ma Nang traut sich noch nicht, zurück auf ihr Land zu gehen. Erst müssten die Minen geräumt werden. In der Zwischenzeit baut die Familie auch Kaffee an. Dies sei aber nicht besonders lukrativ. Auf den Mohn will sie deshalb nicht verzichten. «Sobald sich die Situation verbessert, werden wir wieder Mohn anbauen», sagt Ma Nang. Der Opiumpreis sei gut.
Heroin für den Weltmarkt
Laut dem UN-Büro für Drogenverbrechensbekämpfung hat Myanmar im vergangenen Jahr schätzungsweise 1'080 Tonnen Opium produziert, rund 300 Tonnen mehr als im Vorjahr, davon einen grossen Teil im Shan-Staat. Dort wird das Roh-Opium zu Heroin verarbeitet und in Nachbarländer geschmuggelt – von wo es auf den Weltmarkt gelangt.
Die Mehrheit der Landwirte wüssten nicht, dass sie etwas Illegales täten, sagt Sai Sai. «Sie denken: Wenn es die anderen tun, dann darf ich doch auch.» Der heute 25-Jährige hat früher bei der Mohnernte seiner Eltern mitgeholfen. Kürzlich hat er selbst auf Tee umgestellt, aus ethischen Gründen, wie er sagt.
Stopp von Opiumproduktion fast unmöglich
Sai Sai erhält Unterstützung durch ein UNO-Programm, mit dem die Bauern im Shan-Staat überzeugt werden sollen, von Mohn auf andere Kulturpflanzen umzustellen.
Doch die Opiumproduktion in Myanmar zu stoppen, sei fast unmöglich, sagt Sai Sai. Schliesslich finanzierten sich auch die verschiedenen bewaffneten Gruppen damit. Solange sich also die politische Situation im Land nicht verbessere, werde auch der Mohnanbau nicht zurückgehen.