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Schlammschlacht im Königshaus Das Interview von Harry und Meghan bei Oprah Winfrey

Schlammschlacht im Königshaus – Meghan und Harry gegen den Palast: Die Schlagzeilen sind gross, der Ton schrill. In der Nacht zum Montag (2 Uhr MEZ) wird in den USA ein Interview von Prinz Harry und seiner Frau Herzogin Meghan mit der Talkmasterin Oprah Winfrey ausgestrahlt.

Die beiden haben das Königshaus vor rund einem Jahr verlassen und sind in die USA gezogen. Nun wollen sie auspacken über ihre Gründe für den Bruch mit dem Palast. Die Aufregung in Grossbritannien ist gross. Denn das Könighaus ist für die Britinnen und Briten nach wie vor eine Instanz.

Patrik Wülser

Grossbritannien-Korrespondent

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Patrik Wülser arbeitet seit Ende 2019 in London als Grossbritannien-Korrespondent für SRF. Wülser war von 2011 bis 2017 Afrika-Korrespondent und lebte mit seiner Familie in Nairobi. Danach war er Leiter der Auslandsredaktion von Radio SRF in Bern.

SRF News: Was wird von diesem Interview erwartet?

Patrik Wülser: Bis jetzt kennen wir nur Fragmente aus diesem zweistündigen Gespräch. Offenbar handelt es sich um eine grosse Abrechnung mit dem britischen Königshaus. Verglichen mit dem Weltgeschehen mitten in der Pandemie ist es eigentlich völlig irrelevant, was die da zu sagen haben. Trotzdem füllt dieser Konflikt seit Tagen die britischen Medien.

Bis jetzt kennen wir nur Fragmente aus diesem zweistündigen Gespräch. Offenbar handelt es sich um eine grosse Abrechnung mit dem britischen Königshaus.
Autor: Patrik Wülser Korrespondent Grossbritannien

Es ist eigentlich nur ein banaler Familienkrieg, eine Krise. Aber es ist nicht irgend eine Familie, sondern eben die königliche Familie. Das visuelle Symbol der Monarchie, eine Art Vorzeigefamilie. Es beunruhigt die Britinnen und Briten, wenn die sich auf offener Bühne streiten.

Wie sind denn die Reaktionen der Britinnen und Briten auf diesen royalen Familienzwist?

Wenn ich mit den Leuten spreche, dann rümpfen selbst Royalisten oder treue Anhänger des Palasts ein bisschen die Nase. Mitten in einer Pandemie oder nationalen Katastrophe – allein in Grossbritannien sind über 100'000 Menschen verstorben – aus den USA leicht larmoyant seine Befindlichkeit aufzuarbeiten, das kommt bei vielen Britinnen und Briten nicht so gut an. Und manch einer wird sich wahrscheinlich fragen, weshalb er diese Seifenoper mit Steuergeldern mitfinanziert. Die Queen als Mutter, Grossmutter und Urgrossmutter und auch als Vorsteherin dieser grossen dysfunktionalen Familie mit seriellen Skandalen ist sich das aber gewohnt und wird es wahrscheinlich schadlos überstehen.

Dieser Skandal ist ein weiterer in einer ganzen Reihe. Warum ist die Königin in Grossbritannien dennoch nach wie vor so populär?

Ich vermute, ihre Popularität oder den Respekt, den man ihr immer noch entgegenbringt, beruht auf ihrer Demut und Bescheidenheit. Die Queen ist zwar die berühmteste Frau der Welt, aber nimmt sich als Person immer sehr zurück. Sich nie rechtfertigen, sich nie beklagen – das ist ihr Motto. Es ist wahrscheinlich genau das Gegenteil von dem, was wir heute Abend zu sehen und zu hören bekommen. Es sind keine Skandale von ihr bekannt. Ihre einzige öffentliche Leidenschaft sind Hunde und Pferde und das löst weder Neid noch Missgunst aus, sondern wirkt sehr bodenständig und kommt sehr gut an.

Welche Funktion hat denn die Krone heute noch?

Wir kennen die Königin, die Bänder durchschneidet, bei der Eröffnung von Schulen, Kindergärten oder sogar Flughäfen. Oder sie verliest bei der Eröffnung des Parlaments die Regierungserklärung. Aber sie kommt eben auch oft zum Zug, wenn Dinge richtig schief laufen.

Es ist die Queen, die sich in grossen Krisen, wie jetzt in der Pandemie, im entscheidenen Moment an die Nation wendet. Sie ist glaubwürdig.
Autor: Patrik Wülser Korrespondent Grossbritannien

Es ist die Queen, die sich in grossen Krisen, wie jetzt in der Pandemie, im entscheidenden Moment an die Nation wendet. Sie ist glaubwürdig. Sie gehört keiner politischen Partei an, sie hat keine Wahlagenda und sie macht keine falschen Versprechungen. Und sie ist mit ihren 94 Jahren irgendwie ein lebendiges Verbindungsglied zur britischen Geschichte. Sie gibt Identität. Sie spricht selten, aber wenn sie spricht, dann sagt sie eben im richtigen Moment oft das richtige.

Das Gespräch führte Simone Hulliger.

Echo der Zeit, 18 Uhr, 06.03.21 ; 

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