Für die Grande Nation steht in Niger viel auf dem Spiel: Das Land war bisher ein wichtiger Alliierter in Frankreichs Anti-Terror-Strategie. 1500 französische Soldaten sind in Niger als Teil der Operation Barkhane zur Terrorbekämpfung stationiert.
Frankreichs Strategie im Kampf gegen den Terror hat keine Resultate gebracht.
Es ist der letzte Stützpunkt im Sahel, nachdem die Franzosen wegen antifranzösischer Stimmung aus Mali und Burkina Faso abziehen mussten. Das gleiche Szenario droht Frankreich jetzt in seiner ehemaligen Kolonie Niger.
«Frankreichs Strategie im Kampf gegen den Terror hat keine Resultate gebracht», sagt Sahelexperte Seidik Abba. In der Lokalbevölkerung habe dies zu einer wachsenden Ablehnung geführt. Die Menschen stellten sich die Frage: «Wie kann es sein, dass sich der Terrorismus ausweitet, obwohl die Franzosen da sind?»
Frankreichs Aussenministerin dementiert Vorwürfe
Die Putschisten werfen Frankreich gar vor, eine militärische Intervention in Niger zu planen, nachdem die Ecowas-Staaten den Putschisten ein Ultimatum zur Freilassung des demokratisch gewählten Präsidenten Mohamed Bazoum gestellt haben.
Die Putschisten können auf die Unterstützung durch die Militärjuntas der Nachbarstaaten Burkina Faso und Mali zählen.
Oberstleutnant Abdoulaye Maiga, Interimspremierminister in Mali, sagte: «Jegliche Militärintervention gegen Niger fassen wir als Kriegserklärung gegen Burkina Faso und Mali auf.» Am Dienstagmorgen dementierte die französische Aussenministerin Catherine Colonna jegliche Militärintervention.
«Schlechte Neuigkeit für Paris»
Aber nicht nur auf militärischer Ebene birgt die Situation ein Risiko: Frankreich bezieht aus Niger Uran für seine Atomkraftwerke. Erst im Mai wurden diese Verträge bis 2040 verlängert.
Mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine sind die Importe aus Niger für Frankreich noch wichtiger geworden. Sie machen 20 Prozent des französischen Bedarfs an Uran aus.
Wenn Frankreich diese Uranquelle verlieren würde, hätte das weitreichende Konsequenzen, auch auf geostrategischem Gebiet, sagt Seidik Abba. «Die Türkei, Russland und China sind in Afrika. Wenn Frankreich aus der Sahelzone vertrieben wird, dann ist das für Paris in jeglicher Beziehung eine schlechte Neuigkeit.»
Ob die Franzosen ihren Stützpunkt in Niger bei der aktuellen Entwicklung noch lange halten können, ist fraglich. Klar ist aber schon jetzt: Die einst engen Beziehungen zwischen Frankreich und vielen afrikanischen Staaten müssen neu gestaltet werden.