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Bild 1 von 14. Die Richter des UN-Kriegsverbrechertribunals zum früheren Jugoslawien haben Ratko Mladic in Den Haag unter anderem für den Völkermord in Srebrenica 1995 schuldig gesprochen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 14. Der Völkermord von Srebrenica. Die Stadt Srebrenica ist während des Bosnien-Krieges immer wieder Schauplatz heftiger Gefechte. In der Stadt leben vor dem Krieg etwa 11'700 Einwohner. 64 Prozent Bosnier, 28 Prozent Serben. Zur Gemeinde Srebrenica zählen damals 80 weitere Dörfer. Davon sind 23 mehrheitlich serbisch, die restlichen Dörfer zum grössten Teil bosnisch. Bildquelle: Reuters.
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Bild 3 von 14. Im Sommer 1992 beginnt die dreijährige Belagerung Srebrenicas durch bosnische Serben. Erst im März 1993 kommen erste Hilfskonvois der UNO in die belagerte Stadt. Im März und April 1993 werden unter der Aufsicht des UNHCR Tausende Bosnier aus Srebrenica evakuiert. Bildquelle: Reuters.
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Bild 4 von 14. Schliesslich überrennen am 11. Juli 1995 bosnisch-serbische Einheiten die damalige UNO-Schutzzone und ermorden rund 8000 muslimische Männer und Jungen. Diese selektierten sie vor den Augen ihrer Familien. Bildquelle: Reuters.
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Bild 5 von 14. Die Erstürmung Srebrenicas hatte Ratko Mladic geplant und befehligt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 6 von 14. Fotos zeigen Mladic, wie er während und nach der Erstürmung muslimischen Kindern Schokolade gibt und weinende Frauen beruhigt. Kurz darauf wird er den Befehl erteilen, ihre Väter und Männer zu töten. Bildquelle: Keystone.
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Bild 7 von 14. Umstritten ist die damalige Rolle der UNO-Blauhelmsoldaten. Nach Drohungen von Mladics bosnisch-serbischen Streitkräften bleibt der Schutztruppe nichts anderes übrig, als sich kampflos zurückzuziehen. Bildquelle: Reuters.
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Bild 8 von 14. Als «Bild der Schande» geht später die Szene um die Welt, in welcher der sichtlich eingeschüchterte niederländische Kommandant Thom Karremans bei einem Schnaps um das Leben seiner Truppen betteln muss. Bildquelle: Keystone.
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Bild 9 von 14. Tausende bosnische Einwohner versuchen, aus Srebrenica zu fliehen. Auch auf der Flucht kommt es immer wieder zu Gefechten, später werden auf den Fluchtrouten Massengräber entdeckt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 10 von 14. Auch in den Jahren darauf werden immer wieder Leichenteile oder Kleidungsstücke entdeckt. Bildquelle: Reuters.
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Bild 11 von 14. Auch über zwei Jahrzehnte später suchen Tausende Frauen noch immer nach den Überresten ihrer Männer und Söhne. Bildquelle: Reuters.
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Bild 12 von 14. Erst 2011 wird Mladic nach 16 Jahren auf der Flucht festgenommen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 13 von 14. Gut fünf Jahre dauerte der Haager Prozess gegen den bosnisch-serbischen Ex-General. Vor Gericht gab sich Mladic uneinsichtig und überzeugt, moralisch richtig und militärisch brillant gehandelt zu haben. Bildquelle: Keystone.
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Bild 14 von 14. Zuallererst hofften die «Mütter von Srebrenica» auf die Höchststrafe für Mladic. Dessen Verurteilung müsse ein Signal sein, dass solche Verbrechen nicht ungesühnt bleiben, forderten sie in Den Haag. Dort verfolgten rund 30 Vertreter von Opfer-Verbänden das Urteil. Bildquelle: Reuters.
Das Urteil. Das UNO-Kriegsverbrechertribunal hat den ehemaligen Armeechef der bosnischen Serben, Ratko Mladic, wegen des Massakers von Srebrenica und weiterer Kriegsverbrechen zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Richter in Den Haag sprachen ihn in zehn der elf Anklagepunkte – unter anderem wegen Völkermords – schuldig und folgten mit dem Strafmass am Mittwoch dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Während der Urteilsverkündung war Mladic aus dem Gerichtssaal entfernt worden, nachdem er lautstark protestiert hatte. Die Verteidigung hatte zuvor erfolglos gefordert, die Urteilsverkündung abzukürzen, weil der Blutdruck des Angeklagten angeblich gefährlich hoch sei. Mladic will Berufung gegen das Urteil einlegen.
Die Verbrechen. Unter Mladics Kommando überrennen am 11. Juli 1995 bosnisch-serbische Einheiten die damalige UNO-Schutzzone Srebrenica. Die Blauhelme der Vereinten Nationen leisten keinen Widerstand, Zehntausende Flüchtlinge sind in Panik. In den folgenden Tagen werden etwa 8000 muslimische Männer und Buben ermordet. Aber auch weitere «ethnische Säuberungen» in mehreren Dörfern fielen laut Anklage in Mladics Verantwortung. Hinzu komme jene für die Belagerung und Beschiessung Sarajevos, bei der mindestens 10'000 Menschen getötet wurden sowie die Geiselnahme von UNO-Blauhelmen.
Die Verteidigung. Einen Freispruch forderte in den Haag Mladics Anwalt Branko Lukic. Es habe in Srebrenica Verbrechen gegeben, Mladic sei jedoch nicht daran schuld: «Die Richter stehen noch immer unter dem Einfluss westlicher Propaganda. Ratko Mladic hat alles in seiner Macht unternommen, um Verbrechen zu stoppen.» Sein Mandant sei ein früher Kämpfer gegen den islamischen Extremismus gewesen und habe lediglich sein Volk verteidigt.
Mladic will Berufung gegen das Urteil einlegen. Das teilten sein Verteidiger sowie der Sohn mit. Das Gericht habe die Tatsachen falsch bewertet, erklärte Darko Mladic: «Gerechtigkeit wurde durch Propaganda ersetzt.»
Der Angeklagte. Ratko Mladic wird angesichts der Gräueltaten während des Bosnien-Krieges auch «der Schlächter vom Balkan» genannt. 1992 wird er Armeechef der bosnischen Serben und plante gemeinsam mit Radovan Karadzic die Errichtung eines Gross-Serbiens. Militärisch ist er zunächst ausserordentlich erfolgreich. Erst 1995 werden die Serben von den Kroaten und Muslimen mit Unterstützung der Nato-Luftwaffe zum Rückzug gezwungen. Später lebt er trotz internationalem Haftbefehl bis zu seiner Verhaftung fast unbehelligt in Serbien.
Der Prozess. Die 530 Prozesstage in Den Haag förderten eine erdrückende Beweislast gegen Mladic zutage. Hunderte Zeugen berichteten beispielsweise von Erschiessungen und wie Leichen zerstückelt und auf verschiedene Gräber aufgeteilt wurden. Ein Mädchen schilderte, wie es wochenlang immer wieder von Soldaten-Gruppen vergewaltigt wurde. Zudem werden bis heute immer wieder Massengräber entdeckt. Die Prozessakten füllen fast eine Million Seiten.
Die serbische Kritik am Prozess. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag gilt vielen Serben als parteiisch und antiserbisch. Das Gericht habe einseitig gegen Serben gearbeitet, sagte erst vor wenigen Tagen Regierungschefin Ana Brnabic. Damit habe es nicht zur Versöhnung, sondern im Gegenteil zur Verschärfung der Konflikte auf dem Balkan beigetragen. Ratko Mladic gilt in weiten Teilen der Bevölkerung noch als Kriegsheld, der seine Landsleute in Bosnien nur vor dem sicheren Untergang bewahrt hat. Die serbische Politik leugnet bis heute den Völkermord in Srebrenica.
Der Chefankläger Serge Brammertz sagt hingegen, das Tribunal habe mit den Verfahren gegen Karadzic und Mladic seinen Beitrag zur Versöhnung geleistet. Nun sei es an den Balkanländern, ihre Vergangenheit aufzuarbeiten.
Die Rolle der UNO-Blauhelme. Auch den Vereinten Nationen kommt rund um das Massaker von Srebrenica eine unrühmliche Rolle zu. Denn die Staatengemeinschaft hatte den Völkermord nicht verhindert, und niederländische UNO-Blauhelmsoldaten hatten keine andere Wahl, als sich den Truppen von Mladic kampflos zu ergeben.
Die weiteren Verantwortlichen. Als zweiter Hauptverantwortlicher für die Verbrechen von Srebrenica gilt der damalige Serbenführer Radovan Karadzic. Er wurde im März 2016 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Berufungsverfahren läuft noch. Der frühere Präsident Jugoslawiens, Slobodan Milosevic, starb vor Abschluss des Prozesses 2006 in seiner Zelle in Den Haag. Insgesamt waren 20 Männer wegen der Verbrechen in Srebrenica angeklagt. 15 wurden bisher für schuldig befunden, einer wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen.
Vier lebenslängliche Urteile
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Bild 1 von 4. Vier Männer hat der Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien zu lebenslanger Haft verurteilt. Ratko Mladic, militärischer Führer der bosnischen Serben, ist der prominenteste unter ihnen. Das Urteil gegen Mladic haben die Richter in Den Haag am 22. November 2017 gefällt - wegen des Massakers von Srebrenica und weiterer Kriegsverbrechen. Bildquelle: Keystone.
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Bild 2 von 4. Zu lebenslanger Haft wurden davor bereits drei weitere Angeklagte verurteilt, darunter Vujadin Popovic, Ex-Sicherheitschef des berüchtigten Drina-Korps der bosnisch-serbischen Armee. Andere ehemalige hohe bosnisch-serbische Offiziere wurden wegen Beihilfe zum Genozid zu Haftstrafen von bis zu 35 Jahren verurteilt. Bildquelle: Keystone.
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Bild 3 von 4. Auch der frühere politische Serbenführer Radovan Karadzic erhielt keine lebenslange Haftstrafe. Obwohl er neben Ratko Mladic als zweiter Hauptverantwortlicher für den Völkermord in Srebrenica gilt, wurde er in Den Haag «lediglich» zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Berufungsverfahren läuft noch. Bildquelle: Keystone.
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Bild 4 von 4. Nur wenige Angeklagte gaben ihre Schuld zu. Dazu gehört Drazen Erdemovic, der an Erschiessungen in Bosnien beteiligt war und später gegen andere Offiziere aussagte. Er wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt. Bildquelle: Keystone.