Nach über 15 Jahren Verhandlungen: Am Sonntagmorgen haben sich die Mitgliedsländer der UNO in New York auf ein Abkommen zum Schutz der Hohen See geeinigt. Nun wurde ein Regelwerk geschaffen, mit dem 30 Prozent der Weltmeere als Schutzgebiete definiert werden können. Fabienne McLellan, Geschäftsführerin der Organisation Ocean Care, war an den Verhandlungen als Beobachterin dabei.
SRF News: Weshalb gilt diese Einigung als so wichtig?
Fabienne McLellan: Das UNO-Abkommen ist ein sehr grosser Durchbruch, weil bislang die Hohe See ein weitgehend rechtsfreier Raum ist. Hier wurde also mit dieser Einigung ein grosses Schlupfloch geschlossen. Im Vertragstext werden unterschiedliche Elemente definiert, wie beispielsweise die Möglichkeit, Meeresschutzgebiete auf der Hohen See auszuweisen.
Wie sollen die geplanten Schutzgebiete definiert und kontrolliert werden?
Im Abkommen ist definiert, wo überhaupt diese Meeresschutzgebiete errichtet werden sollen. Und ganz wichtig eben auch, was denn die Managementpläne beinhalten sollen – die Prüfauflagen, die Umsetzungen. Denn nur die Definition eines Meeresschutzgebietes ist ja noch nicht effektiver Schutz. In dem Sinne ist eben dieses Hochseeabkommen das zentrale Element, das auch den Hebel für den Schutz bietet.
Wie könnte denn ein solches Schutzgebiet anhand dieser definierten Kriterien aussehen?
Die erste Frage ist natürlich, wo man ein solches Schutzgebiet errichten soll. Und da sind natürlich die wissenschaftlichen Erkenntnisse zentral. Man schaut dann eben genau, was besonders schützenswerte Regionen der Meere sind, wo es eine sehr hohe Artenvielfalt gibt und wo diese dann auch bedroht ist.
Es gibt ein Beispiel, der Costa Rica Dome. Das ist eine Region, die sehr artenreich ist. Und da wäre es ganz wichtig, ein solches Meeresschutzgebiet einzurichten, um den menschlichen Aktivitäten wie Überfischung oder andere Explorationen entgegenzuwirken, und zwar eben mit Auflagen, dass da griffiger Schutz erklärt wird.
Aktuell ist nur gerade ein Prozent der Hohen See geschützt.
Um diese 30 Prozent bis 2030 zu erreichen, will man natürlich möglichst viele solcher Schutzgebiete beschliessen, auch Netzwerke von zusammenhängenden Meeresschutzgebieten. Das würde das Vertragswerk ermöglichen. Und das ist auch ganz zentral, weil aktuell nur gerade ein Prozent der Hohen See geschützt ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind Umweltverträglichkeitsprüfungen. Wer in der Hohen See aktiv ist, muss prüfen, ob er damit der maritimen Artenvielfalt schadet. Wie wichtig ist dieser Punkt?
Dieses Instrument der Umweltverträglichkeitsprüfung ist essenziell. Denn es wird einige Jahre dauern, bis man Meeresschutzgebiete ausweisen kann. Aber die Umweltverträglichkeitsprüfung kann man sofort anwenden.
Das Instrument der Umweltverträglichkeitsprüfung ist essenziell.
Projekte auf der Hohen See, wie beispielsweise auch Clean-up-Aktivitäten für das Sammeln von Plastik oder Aktivitäten, die die Exploration von Ressourcen betreffen, müssen einen Prüfmechanismus unterlaufen. Das wird dann von einem Gremium geprüft. Und wenn grosser Schaden entstehen könnte, dann kann man auch definieren, wie man diese Aktivitäten unter Umständen verhindert.
Das Gespräch führte Simone Hulliger.