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Schwankende Ölpreise Schwankende Ölpreise könnten für Moskau verheerende Folgen haben

Eines der wenigen Länder, das keine hohen US-Zölle zahlen muss, ist Russland. Aber dennoch ist die russische Wirtschaft betroffen: Denn seit Donald Trumps Zollankündigung schwanken die Ölpreise enorm – was verheerende Folgen für das wichtige Förderland Russland haben könnte. Russland-Korrespondent Calum MacKenzie erläutert die wichtigsten Fragen.

Calum MacKenzie

Russland-Korrespondent

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Calum MacKenzie ist Russland-Korrespondent von Radio SRF. Er hat in Bern, Zürich und Moskau Osteuropa-Studien studiert.

Wie beurteilt die russische Regierung die Lage an den Ölmärkten?

Kreml-Sprecher Dmitrij Peskow nannte die Lage am Montag «angespannt» und «emotional aufgeladen», man beobachte die Situation genau und versuche, dafür zu sorgen, dass der «wirtschaftliche Sturm», der sich jetzt anbahne, Russland nicht allzu heftig treffe. Peskow machte dabei klar, dass Donald Trumps Zollpolitik aus Sicht des Kremls die Ursache sei für das Chaos am Ölmarkt.  

Was würde es für Russland konkret bedeuten, wenn die Einnahmen aus dem Ölhandel wegbrechen?

Die Einnahmen aus dem Öl- und Gasexport machen etwa ein Drittel von Russlands Staatseinnahmen aus. Das Budget des Kremls wird im Moment sehr stark vom Krieg belastet – in diesem Jahr will die Regierung 40 Prozent seines Haushalts für Militär und Sicherheit ausgeben. Wenn man bedenkt, dass Russland auch seit einiger Zeit seine Geldreserven anzapft, um den Krieg zu finanzieren, und dass diese Reserven zwar gross, aber natürlich nicht unendlich sind, wird noch klarer, wie wichtig der Energieexport für den Kreml ist.

Ab welchem Preis wird die Lage für Russland schwierig?

Russland kostet die Ölproduktion laut Branchenexpertinnen und -experten etwa 44 Dollar pro Barrel. Um Gewinn zu machen, muss es Öl teurer verkaufen. Russlands Ölexport ist aber sanktioniert und darf wegen des Ölpreisdeckels der G7 offiziell nicht über 60 Dollar pro Barrel verkauft werden. Auf dem Schwarzmarkt verkauft Russland teils etwas teurer an Länder wie China und Indien, die dank ihrer Verhandlungsposition Rabatte durchsetzen. Fällt der Preis weiter, drohen Russland kaum noch Gewinne oder Verluste.

Hat sich die russische Regierung schon zu möglichen Gegenmassnahmen auf die sinkenden Ölpreise geäussert?

Das hat sie noch nicht, und vermutlich sind wir auch noch nicht ganz am kritischen Punkt angekommen. Was Russland tun könnte, wäre diejenigen russischen Ölfelder vorübergehend stilllegen, bei denen die Förderung am teuersten ist. Russland könnte auch auf die Organisation erdölexportierender Länder OPEC sowie auf andere Ölstaaten Druck ausüben, damit sie dasselbe tun, um den Ölpreis weltweit zu steigern.    

Wie geht es nun weiter?

Russlands Problem mit den Öleinnahmen hat schon vor Trumps Zoll-Offensive begonnen. Es bleibt also abzuwarten, wie es an den Ölmärkten weitergeht. Bleibt der Preis langfristig tief, muss Russland die Lücken im Budget anders füllen – die Geldreserven sind aber nicht mehr das, was sie einmal waren, und Kredite aufzunehmen käme für Russland sehr teuer. Können die Lücken nicht gefüllt werden, zwingt das Russland dazu, intern zu sparen – vielleicht sogar beim Krieg gegen die Ukraine.

SRF 4 News, 09.04.2025, 6:53 Uhr ; 

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