Der Einheizer gibt gleich zu Beginn der Demonstration den Tarif durch. Auf welcher Seite steht ihr, fragt er in die Menge: Auf der Seite des Friedens, antworten rund 500 Menschen im Sprechchor. Schwarze und Weisse, Männer und Frauen: Sie alle wollen friedlich gegen Polizeigewalt und gegen Rassismus demonstrieren.
Was in diesem Land passiere, sei unmenschlich, sagt die Afroamerikanerin Jimica. Sie habe die Nase voll: «Wir müssen unsere Gesellschaft verändern. Wir müssen akzeptieren, dass wir alle unterschiedlich sind. Die Afroamerikaner haben es besonders schwer. Solange wir diesen ekelhaften Rassismus nicht aus der Welt schaffen, wird sich nichts ändern», erklärt Jimica.
Dass dieser schwarze Mann die Polizisten getötet hat, ist genauso schlimm wie die Polizisten, die uns töten.
In den USA kam es in den letzten Jahren immer wieder zu brutaler Gewalt gegen Schwarze, oft war es Polizeigewalt. So wie in Ferguson und Baltimore und diese Woche in Louisiana und Minnesota. Und dann auch noch der Anschlag in Dallas, bei dem ein Afroamerikaner Polizisten erschoss.
Dallas sei ein Weckruf gewesen, aber falsch ausgeführt, sagt Miranda, auch sie eine Afroamerikanerin. «Dass dieser schwarze Mann die Polizisten getötet hat, ist genauso schlimm wie die Polizisten, die uns töten. Das macht alles keinen Sinn. Und es zeigt, wie tief die Gräben in unserer Gesellschaft bereits sind.»
Auch Clay, einer der zahlreichen Weissen am Protestzug, beklagt sich, dass die amerikanische Gesellschaft so stark gespalten sei wie seit den 1960er Jahren nicht mehr. «Mit einer friedlichen Protestaktion wie dieser kann man ein Zeichen setzen und zeigen, dass Rassismus ein Problem ist, dass Weisse und Schwarze sich Sorgen machen und dass wir eine Lösung finden müssen.»
Dieses Land gehört uns allen.
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Kimberly, die ein Plakat trägt, auf dem steht: Hört auf, schwarze Leute zu töten, sagt, die Lösung sei eigentlich gar nicht so kompliziert – und sie tönt fast ein wenig wie Präsident Obama, wenn sie sagt: «Dieses Land gehört uns allen. Die USA sind kein weisses oder schwarzes, kein progressives oder konservatives Land, sondern unser gemeinsames Land. Alle Seiten müssen enger miteinander zusammenarbeiten.»
Auch Kimberly weiss, dass das leichter gesagt ist als getan. Doch sie glaubt fest an eine friedlichere Zukunft: Wir kämpfen weiter, sagt sie.