Das Wichtigste in Kürze
- Die schwedische Regierung will im Sommer die Wehrpflicht wieder aktivieren.
- Die veränderte Sicherheitslage sowie eine mögliche Bedrohung durch Russland werden als Gründe angegeben.
- 2010 hatte Schweden die Wehrpflicht ausgesetzt. Seither hatte die Armee mit personellen Engpässen zu kämpfen.
Angesichts einer möglichen Bedrohung durch Russland will Schweden die Wehrpflicht in diesem Sommer wieder einführen. Dies sagte Verteidigungsminister Peter Hultqvist der schwedischen Nachrichtenagentur TT. «Die Regierung will eine Art der Rekrutierung, die stabiler ist, und unsere militärischen Fähigkeiten ausweiten, weil die Sicherheitslage sich geändert hat», führte der Minister aus.
Mit der Wiedereinführung der Wehrpflicht sollen auch die Personalbestände der Armee gesichert werden. «Wir haben Schwierigkeiten gehabt, die Kampfeinheiten auf freiwilliger Basis zu bemannen», so Hultqvist.
Der Gesetzesvorschlag sieht vor, dass alle, die nach 1999 geboren wurden, wehrpflichtig sind. Von den 13'000 betroffenen Schweden sollen 4000 abhängig von ihren Fähigkeiten und ihrer Motivation am 1. Juli den elfmonatigen Wehrdienst antreten.
Breite politische Unterstützung
Das Gesetz benötigt zwar die Zustimmung des Parlaments. Sowohl die eher linke Regierung als auch die Mitte-Rechts-Opposition unterstützen aber das Vorhaben.
2010 hatte Schweden die Wehrpflicht ausgesetzt, nachdem sie als unpassend für ein modernes Militär befunden wurde. Es ist bereits 200 Jahre her, dass ein bewaffneter Konflikt auf schwedischem Boden stattfand.
Ähnlich wie Finnland kooperiert auch Schweden militärisch mit den USA, die ebenfalls Bedenken wegen Russlands verstärkten militärischen Aktivitäten in Nordeuropa geäussert haben. Im vergangenen Jahr beschuldigte Finnland seinen östlichen Nachbarn, mit zwei russischen Kampfflugzeugen in seinen Luftraum eingedrungen zu sein.
Schweden ist zwar nicht Teil der Nato, gehört aber – wie auch die Schweiz – der «Partnerschaft für den Frieden» an, einem 1994 gestarteten Programm zur militärischen Zusammenarbeit zwischen der Nato und Nicht-Mitgliedsländern. Russland hat sowohl Schweden als auch Finnland davor gewarnt, dem Verteidigungsbündnis beizutreten.