Solch grosse und leistungsfähige Aufklärungsdrohnen hatte die Armee noch nie. Die ferngesteuerten Fluggefährte «ADS 15» sind so schwer wie ein Kleinflugzeug. Nur: Bis heute stehen die Drohnen nicht im Einsatz, wie Recherchen der SRF Tagesschau zeigen. Dies ist vor allem ein Problem für die Grenzwache. Sie möchte die Drohnen zum Aufspüren von Schlepperbanden einsetzen.
Ein Absturz und diverse Pannen
Der Chef des Bundesamtes für Rüstung, Urs Loher, zeigt sich enttäuscht: «Ich bin nicht zufrieden mit dem Verlauf des Projekts», sagt Loher. «Das Projekt hat mit dem Absturz während eines Testflugs in Israel umgehen müssen.» Eine Panne reihte sich bei diesem Projekt an die nächste. Die erste für die Schweiz produzierte Drohne stürzte 2020 in Israel ab.
Seither gibt es grosse Probleme mit der Software der ferngesteuerten Fluggeräte. Bei einem Testflug in der Schweiz ereignete sich letztes Jahr eine schwere technische Panne, die ein Grounding der Drohnen zur Folge hatte.
Nun führe auch der Krieg in Israel laut dem Armasuisse-Chef zu weiteren Verzögerungen, weil die zuständigen Fachleute des israelischen Herstellers kaum Zeit für den Abschluss des Schweizer Projekts hätten. Vier Drohnen wurden inzwischen an die Schweiz geliefert, die restlichen beiden lassen weiter auf sich warten.
Ich habe den starken Verdacht, dass dieses Projekt zum Zeitpunkt der Auslösung noch gar nicht beschaffungsreif war.
Die Präsidentin der Sicherheitspoltischen Kommission des Nationalrats, Priska Seiler-Graf (SP/ZH), zeigt sich wenig erstaunt, dass die Pannenserie mit der neuen Drohne nicht abreisst. «Ich habe den starken Verdacht, dass dieses Projekt zum Zeitpunkt der Auslösung noch gar nicht beschaffungsreif war», meint Priska Seiler-Graf. Die Schweizer Rüstungsbehörde habe auch diverse Zusatzwünsche eingebracht. «Das ist eigentlich eine komplett neue Drohne», ist Seiler-Graf überzeugt.
Tatsächlich verlangte Armasuisse einen schwereren und grösseren Dieselmotor statt des bis anhin verbauten Flugbenzinmotors. Und wegen des Schweizer Klimas musste der israelische Hersteller eine Enteisungsanlage in die Drohne einbauen. Dies alles führte zu einer teilweisen Neukonstruktion der Drohne.
«Helvetisierung» als Problem
Rüstungschef Urs Loher bestätigt, dass diese «Helvetisierung» zumindest teilweise zu den Verzögerungen geführt hat. Auf solche Schweizer Sonderwünsche möchte der Rüstungschef in Zukunft verzichten: «Wir möchten vorwiegend ab Stange kaufen», sagt Urs Loher.
Armasuisse rechnet damit, dass die Drohnen bis 2026 einsatzfähig sind. Allerdings würden auch dann noch nicht alle Systeme funktionieren. Ein Projektabbruch sei kein Thema, erklärt Urs Loher. «Wir müssen allenfalls diskutieren, ob sämtliche militärische Anforderungen erfüllt werden können oder nicht».
Mehrkosten würden für den Bund kaum entstehen. Der israelische Hersteller trage die Kosten und müsse auch eine Konventionalstrafe bezahlen. Keine Mehrkosten gebe es allerdings nur, wenn nicht noch neue Probleme auftauchen würden. Denn das Armasuisse-interne Budget für die Drohne sei langsam knapp, erklärt der Rüstungschef.