- Die Zahl der Todesopfer nach dem verheerenden Unwetter auf der italienischen Insel Ischia ist auf acht gestiegen. Das teilte die zuständige Präfektur am späten Sonntagabend im süditalienischen Neapel mit.
- Unter den Toten sei auch ein erst 22 Tage altes Baby. Fünf Menschen, darunter eine Familie, würden noch vermisst.
- Die Behörden wollten ihre Suche nach den noch vermissten Menschen weiter fortsetzen. Mittlerweile wurden laut Präfektur etwa 230 Menschen aus ihren Häusern geholt und an anderen Orten, etwa in einem Hotel untergebracht.
Feuerwehrtaucher prüften, ob sich in den ins Meer gespülten Autos möglicherweise Opfer befinden. «Es ist eine Tragödie», sagte der Zivilschutz-Chef, als das Ausmass der Verwüstung zutage trat. In Rom betete Papst Franziskus für die Menschen auf Ischia – einer bei Touristen beliebten Insel.
Kritik an fehlenden Schutzkonzepten
Das Unwetter brach am Samstag in den frühen Morgenstunden über das Eiland mit etwas mehr als 60'000 Einwohnern herein. Besonders betroffen war der Küstenort Casamicciola im Norden. Zwischen Häusern frass ein Erdrutsch eine Schneise der Zerstörung in einen Hang, wie Fotos zeigten. Die Gegend galt als Risikogebiet.
Schnell wurden Stimmen laut, die Behörden hätten in den vergangenen Jahren nicht genug für den Schutz unternommen. Wassermassen spülten Autos durch die Strassen, die teilweise auf dem Dach liegen blieben. Aus einem ins Meer gerissenen Wagen rettete die Feuerwehr nach eigenen Angaben zwei Menschen.
Schnell begannen die Aufräumarbeiten. Die Behörden waren zeitweise mit ungefähr 370 Feuerwehrleuten und Polizisten im Einsatz. Vom Festland legten Spezialisten, Fahrzeuge und weitere Verstärkung zu der Insel im Golf von Neapel ab. Das Militär entsandte Helikopter und rettete drei Erwachsene und zwei Kinder, die in einer Ferienanlage festsassen.
Andernorts retteten Einsatzkräfte einen Mann, der in einem Gebäude bis zur Brust im Dunkeln im Wasser steckte, wie Videos zeigten. Einsam mühte sich ein kleiner Bagger durch die mit Schlamm bedeckten Strassen und versuchte, die teils völlig zerstörten Autos aus dem Dreck zu ziehen.
Die Situation ist sehr kompliziert.
Am Samstag erschwerte das noch tobende Unwetter die Arbeiten. «Die Situation ist sehr kompliziert», sagte Innenminister Matteo Piantedosi. Am Sonntag legte sich der Sturm zu Gunsten der Rettungskräfte. Nach letztem Stand holten sie 167 Menschen aus ihren Häusern und brachten sie etwa in einem Hotel unter.
Viele hatten über Stunden im betroffenen Teil der Insel ihre Wohnungen nicht verlassen können. Die Verwaltung hatte die Menschen dazu angewiesen. Viele hatten keinen Strom mehr. Schulen, Friedhöfe und Parks waren am Samstag geschlossen geblieben. Das hatte Ischias Bürgermeister Enzo Ferrandino bereits am Freitag wegen der Unwetter-Warnung angeordnet.
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni rief am Sonntagvormittag ihre Minister in Rom zu einer Sitzung zusammen. Die Regierung erklärte für ein Jahr den Notstand auf Ischia, um schneller Hilfsgelder freimachen zu können. Zwei Millionen Euro sind für den Wiederaufbau vorgesehen, den ausserdem eine ausserordentliche Kommissarin koordinieren soll.