- Die Staatsanwaltschaft hat den Inhaber, den Direktor und den operativen Leiter der Betreiberfirma der Unglücks-Seilbahn in Stresa nach intensiven Befragungen vorläufig festgenommen.
- Mindestens eine der Notbremsen, welche die Seilbahn bei einem Riss des Zugseils auf dem Tragseil blockieren sollten, war offenbar durch eine Metallgabel blockiert und konnte so nicht aktiviert werden.
- Gemäss Staatsanwaltschaft haben die Festgenommenen gewusst, dass die Seilbahn ohne funktionierende Notbremsen unterwegs war.
- Nun wird wegen mit Verdacht auf fahrlässige Tötung ermittelt.
Auf Detailaufnahmen der Bremsen der Unglücksgondel ist nach Angaben von Experten zu sehen, dass zumindest eine Bremse durch eine spezielle Metallgabel gesichert war. Diese Metallgabeln werden beispielsweise bei Wartungsarbeiten eingesetzt, um die Bremsen der Seilbahn zu deaktivieren.
Mit eingesetzter Metallgabel können die Bremsen im Notfall nicht aktiv werden. Nach ersten Erkenntnissen riss an der Unglücks-Seilbahn das Zugseil, die Gondel wurde auf dem Tragseil nicht wie vorgesehen durch die Notbremsen blockiert, raste talwärts und stürzte ab.
Starke Indizien für bewusste Manipulation der Notbremsen
Für die Staatsanwaltschaft ergibt sich nach den Befragungen von Mitarbeitern und Verantwortlichen der Betreiberfirma Ferrovie del Mottarone «ein starkes Indizienbild», dass an der «abgestürzten Kabine das Notbremssystem manipuliert wurde». Sie hat Ermittlungen unter anderem wegen Verdachts der fahrlässigen Tötung eingeleitet.
Es gebe eine Aussage, wonach eine Vorrichtung deaktiviert wurde, um eine Störung zu vermeiden, sagte ein Carabiniere im italienischen Fernsehen. Die habe dann dafür gesorgt, dass die Notbremse nicht griff.
Die Störung hätte dem Polizisten zufolge sonst zu einem langsamen Ablauf geführt. «Man wollte die Seilbahn in Betrieb halten, auch als sich das Problem offenbarte.» So sei die Notbremse gesperrt gewesen, damit weiter Menschen transportiert werden konnten.
Demnach wurde die Gabel, welche die Bremsbacken der Notbremse auseinanderhielt, bewusst eingesetzt, um «eine Blockade der Seilbahn zu vermeiden», da es seit der Wiederaufnahme des Betriebs zu Fehlfunktionen der Notbremse gekommen war.
Die Seilbahn von Mottarone «war mehrere Tage auf diese Weise unterwegs und hat mehrere Fahrten gemacht», präzisierte Staatsanwältin Olimpia Bossi. Es habe auch technische Eingriffe gegeben, einen etwa am 3. Mai, aber die Probleme konnten nicht behoben werden. So wurde «im Glauben, dass ein Kabelbruch niemals auftreten könne, das Risiko eingegangen, das dann leider zu diesem fatalen Unglück führte».
Die Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, die Befunde würden nun von Technikern überprüft. Es gebe aber starke Indizien, dass die Verhafteten aus rechtlicher und wirtschaftlicher Sicht die Möglichkeit hatten, einzugreifen, und es nach aktuellem Stand der Ermittlungen nicht taten.
13 Menschen – Italiener und eine israelische Familie – starben am Sonntag noch an der Unfallstelle. Zwei schwer verletzte Kinder wurden per Rettungshelikopter in eine Klinik in Turin geflogen, wobei eines noch am Abend starb. Nur ein kleiner Junge, der bei dem Unglück seine Eltern verlor, überlebte.