Gerade weilt Wolodimir Selenski in Lateinamerika, um der Ukraine die Unterstützung weiterer Länder zu sichern. So nimmt er etwa in Argentinien an der Amtseinführung des argentinischen Präsidenten Javier Milei teil. Die Mächtigen der Welt reissen sich darum, mit Selenski abgebildet zu werden. Zum einen um Solidarität zu zeigen, zum anderen um von seiner Popularität zu profitieren.
Nach knapp zwei Jahren Krieg geniesst der ukrainische Präsident aber auch innerhalb des eigenen Landes eine grosse Zustimmung. Dennoch gibt es auch Gegenstimmen.
Ich bin nicht bereit, mit Terroristen zu reden.
In einem Punkt bleibt Selenski in seiner Politik hart. Verhandlungen mit Russland gibt es nicht, solange Putin an der Macht sei: «Ich bin nicht bereit, mit Terroristen zu reden», so Selenski. Man könne Terroristen nicht trauen.
Ella Libanova, Professorin für Demografie, stellt erstmals im Land eine klare Unterstützung für Behörden und den Präsidenten fest. In der Vergangenheit hätte die Bevölkerung oftmals das Gefühl gehabt, die Ukraine bewege sich in die falsche Richtung.
Gründe zur Kritik existieren
Auch unter Selenski gibt es Punkte, die kritisiert werden können. Dazu zählen Korruption und Vetternwirtschaft. Wolodimir Ariev, Oppositionspolitiker aus der Partei Europäische Solidarität, kritisiert den Präsidenten immer wieder öffentlich. Selenski wolle keine Koalitionspolitik, wie es die Ukraine brauchen würde: «Selenski will alles kontrollieren.» Durch das Kriegsrecht habe er unnatürlich viel Recht und möchte dies missbrauchen.
Selenski will alles kontrollieren.
Zudem kritisiert Ariev die Zusammensetzung der Staatsführung. Selenski wolle keine Kritik hören und habe deshalb im Umfeld kaum Personen, die ihm widersprechen würden.
Grosser Rückhalt in der Bevölkerung
Auf der Strasse sprechen viele Menschen Selenski das Vertrauen aus. Sie sehen Stärken und Schwächen beim Präsidenten, das Vertrauen ist aber vorhanden. Auch der Zeitpunkt für solche Diskussionen wird angeprangert, so sagt ein Passant: «Es ist nicht der Moment über die Popularität von Selenski zu sprechen, wenn der Krieg vorüber ist, können wir darüber reden.»
Auch die Umfragen bestätigen den Eindruck der Befragung der Passanten. Mehr als 90 Prozent der Bevölkerung war mit dem Handeln des Präsidenten im Frühjahr des Jahres einverstanden.
In den kommenden Monaten könnte Selenski aber vermehrt unter Druck geraten. Denn es ist eine leichte Abwärtstendenz in den Popularitätswerten zu erkennen. Trotzdem würden derzeit noch rund 65 Prozent der Ukrainerinnen und Ukrainer Selenski für eine weitere Amtsperiode wählen. Die Wahlen, welche turnusgemäss im kommenden März wären, werden aber vorerst wegen des Krieges nicht stattfinden.