Es war der längste und schwierigste Corona-Gipfel bisher. Und am Ende steht der erste echte Shutdown in dieser Pandemie. Deutschland wird über Ostern stillstehen, konsequent. Vom 1. bis 5. April werden alle Geschäfte und Produktionsstätten geschlossen, Schulen sowieso, Ostergottesdienste sollen «wenn möglich» virtuell stattfinden und private Feiern werden auf ein Minimum beschränkt.
Krisenmanagement zunehmend unter Beschuss
Die Kanzlerin hat sich durchgesetzt, zumindest in der Tendenz. Sie stand erheblich unter Zugzwang, denn ein Grossteil der Bevölkerung trägt die bisherigen Massnahmen zwar mit, ist aber mit dem Corona-Management der Regierung zunehmend unzufrieden. Und die CDU befindet sich in Umfragen im freien Fall.
Das ewige Hin und Her hat die Deutschen mürbe gemacht. Die Aussicht auf Lockerungen, die dann doch nicht kamen, wirkten wie ein Hohn. Die Politik fand keine passende Ansprache, von «Infantilisierung» war die Rede. Immer schwang der implizite Vorwurf mit, mangelnde Eigenverantwortung jedes Einzelnen sei schuld an den steigenden Zahlen.
Shutdown, bis die Impfung kommt?
Die Mächtigen leben in einer Wirklichkeit, in der es reicht, eine A4-Seite in die Kameras zu halten und zu glauben, das Bild eines komplizierten «Stufenplanes» in der Tagesschau werde alle überzeugen. Doch die Regeln waren unverständlich und regional extrem unterschiedlich, eine klare Handlungsanweisung gab es nicht.
Der konsequente Shutdown lässt die Träume der No-Covid-Überzeugten nun für einige Tage wahr werden, also jener, die schon lange auf harte Massnahmen drängen, um die Infektionszahlen endlich herunterzubekommen und den Jojo-Effekt zu vermeiden. Vielleicht wird danach nochmal verlängert, bis es ab Mitte April endlich vorangehen soll mit den Impfungen.
Das einfachste Mittel: Dichtmachen
Doch das harte Durchgreifen vermag nicht darüber hinwegtäuschen, dass Alternativen im Moment noch immer fehlen. Schulen wurden geöffnet, ohne flächendeckend Tests und technische Lüftungskonzepte sicherzustellen. Die Wirtschaft blieb von einer Home-Office- und Test-Pflicht befreit und innovative Schutzmassnahmen für die besonders Gefährdeten gelangen nur sehr punktuell.
Die Regierung beschränkt sich weiter auf das einfachste Mittel: Dichtmachen. Immerhin setzt sie dieses nun wenigstens konsequent um, wenn auch nur für eine knappe Woche – und erst noch über Ostern, wenn sowieso Schulferien und die meisten Menschen zu Hause sind. Aber sie nutzt die Gelegenheit. Etwas anderes bleibt ihr offenbar nicht übrig.