- Die Weltgesundheitsorganisation WHO wirft Herstellern von Babynahrung «skrupellose Vermarktung» vor, die gezielt Schwangere und junge Mütter verunsichere.
- Die Hersteller würden Eltern und Gesundheitspersonal manipulieren, heisst es in einer Studie der WHO und des UNO-Kinderhilfswerks Unicef.
- So würden irreführende oder wissenschaftlich nicht fundierte Behauptungen aufgestellt, um Mütter dazu zu bringen, Babys Säuglingsnahrung statt Muttermilch zu geben.
In der Studie geht es laut der WHO um Mütter, die eigentlich stillen wollen und können, die aber von den Herstellern manipuliert würden. So würden Müttergruppen auf sozialen Medien unterwandert oder es würden Broschüren verteilt – mit wissenschaftlich nicht fundierten Informationen. Etwa, dass Babys mit Säuglingsnahrung länger schliefen oder dass Muttermilch mit der Zeit an Qualität verliere. Für die Studie hat die WHO Schwangere, junge Mütter und Gesundheitsangestellte in acht Ländern auf der ganzen Welt befragt.
Um welche Firmen es sich handelt, wird in der Studie nicht erwähnt. Es gebe rund ein halbes Dutzend grosse Unternehmen, sagte Nigel Rollins, bei der WHO zuständig für Mutter-Kind-Gesundheit.
Kein Feldzug gegen Babynahrung
Einer der grössten Babynahrungshersteller ist Nestlé. Der Konzern teilte auf Anfrage mit, dass das Unternehmen schon jetzt in 163 Ländern nicht für Nahrung für Babys unter zwölf Monaten werbe. Bis Jahresende werde alle Werbung weltweit für Babynahrung bis zum sechsten Lebensmonat gestoppt. «Nestlé unterstützt die Annahme von Gesetzen über das Marketing von Babynahrung in allen Ländern», teilte das Unternehmen mit. Nur 25 Länder hätten den Verhaltenskodex von 1981 über die Vermarktung von Babynahrung weitgehend umgesetzt, hatte die WHO 2020 berichtet.
Es gehe der WHO nicht darum, Babynahrung aus den Verkaufsregalen zu verbannen, betonte Rollins. Manche Säuglinge brauchten diese Nahrung. In der Studie gehe es nur um Vermarktungsmethoden, die Mütter, die eigentlich stillen wollten und könnten, manipulierten.