Das Wörterbuch der internationalen Daten-Überwachung wächst unablässig: Zum amerikanischen System Prism, das den Internetverkehr der grossen amerikanischen Digitalfirmen anzapft, tritt nun Tempora, die britische Überwachung des Datenaustausches durch transatlantische Glasfaserkabel.
Häppchenweise Erkenntnisse
Das jedenfalls behauptet die heutige Ausgabe der britischen Tageszeitung «Guardian», die schon vor gut zwei Wochen bei der Enthüllung von Prisma federführend war. Quelle ist erneut der flüchtige amerikanische Ex-Spion Edward Snowden. Er gibt seine Einsichten offenbar häppchenweise weiter, um möglichst viele Schlagzeilen hintereinander auszulösen.
Snowdens Zuverlässigkeit ist in den letzten zwei Wochen angezweifelt worden. Im vorliegenden Fall stützt er sich grossteils auf seine eigenen Behauptungen und auf – möglicherweise übertriebene – Projektbeschriebe des britischen Geheimdienstes. Immerhin zitiert der Guardian zusätzliche – wenn auch anonyme – Quellen, die den Sachverhalt bestätigen.
Die Angaben Snowdens scheinen zu belegen, dass die staatlichen Geheimdienste auf beiden Seiten des Atlantiks freien Zugang zu sämtlichen Telefongesprächen und Internet-Kommunikationen haben.
Sowohl in den USA als auch im Vereinigten Königreich gibt es dafür pauschale gesetzliche Ermächtigungen. Wer den Missbrauch unterbindet, bleibt vorläufig ungeklärt.