Barcelona soll zu einer einzigen grossen Fussgängerzone werden. Das hat Bürgermeisterin Ada Colau bekannt gegeben. Bis 2030 soll die spanische Stadt autofrei sein. Derzeit fahren noch täglich 350'000 Autos durch die Stadt, Barcelona liegt regelmässig über den Grenzwerten von Feinstaub und Stickoxid.
Bereits seit Anfang des Jahres gibt es Beschränkungen für besonders verschmutzende Autos. Nun soll auch der Durchgangsverkehr verstärkt umgeleitet werden. Eine wichtige Rolle bei der Idee eines autofreien Barcelonas spielen die sogenannten Superilles (Superinseln auf katalanisch) oder Superblocks – verkehrsberuhigte Zonen mitten in der Stadt.
An die verwinkelte Altstadt von Barcelona grenzt Eixample, einer der am dichtesten besiedelten Bezirke Europas. Eixample wurde im 19. Jahrhundert am Reissbrett entworfen. Der damalige Stadtplaner Ildefons Cerdà hat die quadratischen Gebäudeblocks mit Platz für Grünflächen im Innern konzipiert. Zwischen den schachbrettartig angeordneten Blocks sind breite Strassen. Hier sollen nun flächendeckend Superilles entstehen.
33 Hektar Fussgängerzone zusätzlich
Bei den Superinseln werden sechs bis zwölf dieser Gebäudeblocks zusammengelegt und verkehrsberuhigt. Die Kreuzungen sollen begrünt und mit Bänken versehen werden, entstehen sollen Spielplätze und Quartiertreffpunkte. «Am Ende des Projekts hätte Barcelona 21 begrünte Plätze und 33 Hektar Fussgängerzone mehr», berichtet die Journalistin Julia Macher, die in Barcelona lebt.
Innerhalb dieser Superblocks dürfen nur Autos von Anwohnern und zum Beispiel Entsorgungsfahrzeuge im Schritttempo verkehren. Rund um die Superblocks soll Durchgangsverkehr erlaubt bleiben, aber es gilt Tempo 30. Superblock-Pilotprojekte gibt es bereits, zum Beispiel im Stadtteil Poblenou im Nordosten Barcelonas.
Da das Konzept der Superinseln und der autofreien Stadt in Barcelona schon seit mehreren Jahren diskutiert werde, blieb der grosse Aufschrei aus, sagt Journalistin Macher. Aber es gebe natürlich Geschäftsinhaber, die Umsatzeinbussen fürchten. «Der Einzelhandel fordert zum Beispiel parallel zu den Plänen, den öffentlichen Nahverkehr auszubauen und alternative Lieferwege zu garantieren.»
Nächste Superinsel 2022 geplant
Dass es im Vergleich zu anderen europäischen Städten wenig Gegenwind vom Gewerbe gegenüber dem Plan gibt, könne auch daran liegen, dass Barcelona kaum grosse Einkaufszentren hat, so Macher, «und dafür viele kleine Läden in der Nachbarschaft, in denen man ohnehin zu Fuss einkaufen geht».
Der Plan eines beinahe autofreien Barcelonas bis 2030 ist sehr ambitioniert. «In der laufenden Legislatur kann nur eine weitere Superinsel zu den bestehenden Pilotprojekten umgesetzt werden», sagt Journalistin Macher. Die Bauarbeiten dafür sollen 2022 beginnen. «Was Bürgermeisterin Colau mit dem Plan Superilles Barcelona aber versucht, ist, ihr Vorhaben über eine öffentliche Ausschreibung längerfristig zu garantieren – über ihre Amtszeit hinaus.»