- Im Schulterschluss mit den USA droht Grossbritannien dem Iran mit ernsten Konsequenzen im Fall des festgesetzten Tankers.
- Die «Stena Impero» wurde am Freitag nach einer vermeintlichen Kollision mit einem Fischerboot von den iranischen Behörden festgesetzt.
- Die Besatzung des im Iran festgesetzten britischen Öltankers «Stena Impero» darf das Schiff bis Ende der Untersuchungen nicht verlassen, erklärte ein Sprecher der Hafenbehörde in Bandar Abbas.
Der britische Aussenminister Jeremy Hunt sprach am Samstag von einem riskanten Manöver der iranischen Revolutionsgarden. Die Aktion deute darauf hin, dass der Iran einen «gefährlichen Weg des illegalen und destabilisierenden Verhaltens» beschreite, schrieb Hunt bei Twitter. Über mögliche Gegenmassnahmen wollte das Aussenministerium in London auf Anfrage keine Auskunft geben.
Für Hunt ist der Vorfall im britischen Gibraltar wohl der Auslöser des iranischen Vorgehens. Dort war Anfang Juli ein Supertanker mit Öl aus dem Iran, das für Syrien bestimmt gewesen sein soll, an die Kette gelegt worden. Die Lieferung verstosse gegen EU-Sanktionen, hiess es. Am Freitag ordnete der Oberste Gerichtshof Gibraltars an, die Dauer der Festsetzung des Schiffes um 30 Tage bis zum 20. August zu verlängern.
Der britische Aussenminister sagte in einem Interview des Senders SkyNews, seine Regierung erwäge zunächst keine militärische Antwort: «Wir halten nach einem diplomatischen Weg Ausschau, um diese Situation zu lösen.»
Westliche Staaten in Solidarität mit Grossbritannien
US-Präsident Donald Trump will sich eng mit der britischen Regierung abstimmen. «Wir werden mit dem Vereinigten Königreich sprechen», sagte Trump vor Journalisten.
Das US-Militär teilte mit, es habe Aufklärungsflugzeuge in der Region im Einsatz, die im internationalen Luftraum operierten. Die Vereinigten Staaten treiben derzeit eine militärische Initiative namens «Operation Sentinel» zum Schutz von Handelsschiffen in der Straße von Hormus voran.
Deutschland und Frankreich zeigten sich solidarisch mit Grossbritannien. «Die Bundesregierung verurteilt die Festsetzung von zwei Handelsschiffen im Golf auf das Schärfste», erklärte ein Sprecher des Berliner Aussenministeriums am Samstag. «Dies ist ein nicht zu rechtfertigender Eingriff in die zivile Schifffahrt, der eine ohnehin angespannte Lage gefährlich weiter verschärft.»
Gab es eine Kollision auf dem Meer?
Die iranische Hafenbehörde erklärte, der Tanker sei am Freitag nach einer Kollision mit einem Fischereischiff einfach weitergefahren. Daraufhin habe das Fischereischiff die Behörden im Iran verständigt. Der Tanker sei dann im Einklang mit dem Seerecht gestoppt und nach Bandar Abbas eskortiert worden. Dort liefen nun die Untersuchungen.
Der Tanker soll sein GPS-System ausgeschaltet haben und auf der falschen Richtungsspur von Süden in die Strasse von Hormus eingefahren sein. Damit habe die Gefahr von Kollisionen bestanden. Ausserdem soll der Tanker umweltschädigende Materialien am Bord haben, die derzeit von der Umweltbehörde in Bandar Abbas untersucht würden.
Am Freitag hatte es auch Berichte über einen zweiten britischen Tanker gegeben, den die IRGC in Richtung Iran abgedrängt haben sollen. Offizielle iranische Reaktionen dazu gab es nicht. Medienangaben zufolge wurde der unter liberianischer Flagge fahrende Tanker «Mesdar» der britischen Norbulk Shipping UK nicht an die Kette gelegt, sondern durfte nach einer Routinebefragung weiterfahren.