Er würde nie auf die andere Seite des Flusses gehen, sagt ein Zigarettenverkäufer in der chinesischen Grenzstadt Dandong. Sein Stand steht neben der alten Stahlbrücke, die die beiden Länder verbindet. Die wichtigste Handelsroute zwischen China und Nordkorea.
Sanktionen belasten Beziehungen
«Nordkorea ist nicht freundlich zu Ausländern», sagt der Verkäufer. Sein Sortiment aber besteht ausschliesslich aus geschmuggelten nordkoreanischen Zigaretten. Besonders beliebt sei die Marke «7.27». Die rauche Staatsführer Kim Jong-un.
Die internationalen Sanktionen gegen Nordkorea verhindern den regulären Import von zahlreichen Waren, auch Zigaretten. China trägt die UNO-Sanktionen weitgehend mit. Das schränkt den Handel stark ein und kommt den Beziehungen zwischen den beiden Nachbarn in die Quere
Perücken und künstliche Wimpern
So erlebt es auch Unternehmer Wang, der in einem Restaurant entlang der Uferpromenade sitzt. Er war schon oft in Nordkorea. «Unsere Fabrik war dort. Ich habe länger dort gelebt. Es war komfortabel. Ich konnte problemlos zweimal im Tag über die Grenze nach China.»
Doch seit der Verschärfung der UNO-Sanktionen 2017 sei alles sehr kompliziert. Wie viele, die noch mit Nordkorea Geschäfte machen, importiert der Unternehmer Perücken und künstliche Wimpern von dort. Die Produkte landeten dann auf dem Weltmarkt. «Wir exportieren sie vor allem nach Europa und in die USA. Als ‹Made in China›.»
Grenzen sind dicht
Es gebe immer wieder Probleme mit der Qualität. Aber er könne keine Techniker in die Fabriken nach Nordkorea schicken.
Mit dem Ausbruch der Pandemie ging die Grenze zwischen China und Nordkorea ganz zu. Und obwohl längst alle Pandemie-Massnahmen aufgehoben sind, ist der Grenzverkehr weiterhin stark eingeschränkt und damit auch der Personenverkehr.
Besonders betroffen davon sind die vielen Reisebüros in Dandong. Sie haben früher Tagestrips nach Nordkorea durchgeführt. Heute können sie nur noch Touren entlang der Grenze anbieten.
Eine Reisebüroangestellte mahnt, man solle sich nicht täuschen lassen. Es gebe Leute, die sagten, sie könnten einen Ausflug nach Nordkorea organisieren. «Das ist Betrug. Es gibt keine Möglichkeit, hinüberzukommen.»
Konstante Überwachung
Sie hoffe, dass die Grenze bald wieder aufgeht. Vielleicht noch dieses Jahr. Viele in Dandong hoffen dies. Doch Expertinnen und Beobachter sind skeptisch.
Seit Nordkorea Soldaten in den Ukrainekrieg schickt, sei das Verhältnis zwischen Peking und Pjöngjang auf einem Tiefpunkt. Denn das verändere das ganze Sicherheitsgefüge in Ostasien, zum Ärger Pekings.
Einzig die Lastwagenfahrer können derzeit nach Nordkorea. In einem Aussenquartier warten einige darauf, dass ihre Container mit Baumaterial und Nahrungsmittel beladen werden. Einer sagt: «Wir dürfen unser Handy nicht mit rüber nehmen. Ich gebe es jeweils beim chinesischen Zoll ab.» Während sie in Nordkorea seien, würden sie konstant überwacht. Entspannte Beziehungen und Vertrauen zwischen Nachbarn sehen anders aus.