Im Zentrum der «Pegasus»-Affäre steht unter anderen Marokko. Der Geheimdienst des Königreichs im Nordwesten Afrikas soll auch ausländische Journalisten ausspioniert haben. Vor allem solche aus Frankreich, wo die Abhör-Affäre entsprechend hohe Wellen schlägt.
Strafanzeige eingereicht
Im Visier der Spione aus Rabat waren offenbar Journalisten der Online-Plattform «Mediapart», des auf Enthüllungen spezialisierten Satireblatts «Canard Enchainé» sowie der Tageszeitung «Le Monde».
Frankreichs Regierung habe vom Spionagefall erst aus den Medien erfahren, sagte Regierungssprecher Gabriel Attal am Fernsehen. Die Medienfreiheit sei ihr wichtig, darum nehme die Regierung den Vorfall ernst.
«Pegasus Marokko» dürfte in Frankreich nicht nur die Diplomatie beschäftigen, sondern auch die Justiz. Die Onlineplattform «Mediapart» hat Strafanzeige bei der Oberstaatsanwaltschaft in Paris eingereicht. In einem Fall geht es um einen Journalisten, der in Marokko über sexuelle Gewalt recherchiert hatte. Darauf hatte ihn Marokkos Geheimdienst über ein Jahr lang ausspioniert.
Schon vor Jahren eingesetzt
Das andere Telefon gehört dem Direktor von «Mediapart». Er war an einer Diskussionsveranstaltung in Marokko aufgetreten und hatte sich dort mit der Widerstandsbewegung im sogenannte Rif solidarisiert. Dieser Aufstand im Norden Marokkos ist seit Jahren eines der sensibelsten politischen Themen im Königreich. Die Regierung bestreitet, dass es ein sozial motivierter Konflikt sei und spricht von Sezession.
In Zusammenhang mit dem Aufstand im Rif hat Marokkos Geheimdienst das Spionagewerkzeug «Pegasus» schon vor Jahren eingesetzt, um marokkanische Journalisten auszuspionieren. Ein Beispiel ist der Recherchejournalist Omar Radi. Er hatte sich auf sozialen Medien mit der Bewegung im Rif solidarisiert und war dafür zu einer Gefängnisstrafe verurteilt worden.