Kaum war der Austausch der in Russland inhaftierten US-Basketballspielerin Brittney Griner gegen den russischen Waffenhändler Viktor Bout bekannt, stand bereits die Frage im Raum: Ist das ein faires Gegengeschäft? Die Antwort ist simpel: Nein. Demokratisch regierte Länder ziehen in solchen Fällen fast immer den Kürzeren.
Ein besonders krasser Fall
Die Freude bei den Freigelassenen selber ist jeweils gewaltig. Und gross ist sie auch bei den Angehörigen und im Falle populärer Figuren wie der Basketballspielerin Brittney Griner auch in der Öffentlichkeit. Politisch haben solche Austausche hingegen fast immer einen bitteren Beigeschmack. Verhandlungen über solche Austausche münden fast nie in ein faires Ergebnis, wenn sie zwischen einer Diktatur und einer Demokratie stattfinden. Der Fall von Griner und Bout ist ein besonders krasser.
Auf der einen Seite steht nachweislich ein Krimineller, der auch als «Händler des Todes» bekannte russische Waffenhändler Viktor Bout. Er lieferte Kriegsgerät an Terrororganisation, Unrechtsregime und gewalttätige Milizen, nicht zuletzt in Afrika. Auf der anderen Seite ist die Spitzensportlerin Brittney Griner, die wegen einer geringen Menge Cannabisöl im Gepäck bei der Einreise nach Russland verhaftet, zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt und später gar in eine Strafkolonie versetzt wurde. Von Anfang an war klar: Da wurde jemand als Pfand genommen, als Geisel.
Biden brauchte die Freilassung
Da zeigt sich, welch unterschiedliche Karten eine demokratisch gewählte Regierung versus eine diktatorische hat: Autoritäre Herrscher verhaften und sperren ein nach Gutdünken. Aus geringfügigem oder nichtigem Anlass. Demokratische Regierungen sind an Gesetze gebunden, die Gerichte sind unabhängig.
Der andere grosse Unterschied: Griner ist in den USA bekannt und beliebt. Ihre Angehörigen und viele Medien setzten sich für sie ein. Die Regierung von Joe Biden musste handeln, um ihre Freilassung zu erwirken. Viktor Bout hingegen ist in Russland keine populäre Figur. Und gegenüber Druck von Freunden, Verwandten und der breiten Öffentlichkeit sind Diktaturen unempfindlich. Es fehlen freie Medien, die ihn verstärken könnten. Das Regime von Wladimir Putin konnte also ohne jeden Erfolgszwang verhandeln, während die Biden-Regierung ein Ergebnis brauchte.
Sieg für Putin und sein grausames Kalkül
So endeten die monatelangen Verhandlungen in einem Sieg für Putin. Er hat zwar als Kriegsherr in der Ukraine versagt, kann sich nun aber als «Dealmaker» inszenieren. Die Amerikaner schafften es nicht, den Russen wenigstens auch die Freilassung des wegen angeblicher Spionage in Russland inhaftierten US-Bürgers Paul Whelan abzutrotzen.
Für Putin hat der Gefangenenaustausch einen weiteren Vorteil: Er kann damit der ganzen Welt zeigen, dass er bereit ist, Menschen, auch an einem Konflikt völlig Unbeteiligten, enormes Leid zuzufügen, damit die Gegenseite früher oder später einknickt. In diesem Fall war das Opfer die Basketballspielerin Griner. Im Ukrainekrieg ist es die gesamte ukrainische Bevölkerung, die unter der Zerstörung der Energieinfrastruktur leidet, was neue Flüchtlingsströme in den Westen auslöst. So sollen die Regierung in Kiew und westliche Demokratien genötigt werden, am Ende doch noch Moskau die Hoheit über die Ukraine zu überlassen. Ein grausames Kalkül. Es kann durchaus noch aufgehen.