- In der südwestchinesischen Provinz Sichuan hat am Montag ein schweres Erdbeben 74 Menschenleben gefordert.
- Mehr als 250 Personen wurden verletzt, davon mehr als 50 schwer. 26 Menschen werden noch vermisst.
- Eine grossangelegte Such- und Rettungsaktion mit tausenden Helfern ist gestartet.
Vom Beben besonders betroffen war der Kreis Luding, die benachbarte Stadt Ya'an und die vor allem von Tibetern und Tibeterinnen bewohnte Präfektur Ganzi. Die Gegend liegt etwa drei Autostunden südwestlich der Provinzhauptstadt Chengdu.
Die Provinz Sichuan gilt als besonders erdbebengefährdet. Ein Beben der Stärke 7.9 erschütterte im Jahr 2008 die Region, wobei mehr als 80'000 Menschen ums Leben kamen. Grund für die häufigen Erdbeben ist die Lage des Gebiets am Rande der Überschiebungszone der indischen Kontinentalplatte und der eurasischen Platte.
Zerstörte Häuser und unterbrochene Kommunikation
Mehrere Nachbeben, welche eine Stärke von bis zu 4.2 erreichten, hielten die Bevölkerung in Atem. Durch die Erschütterungen wurden mehr als 250 Häuser zerstört und weitere 13'000 kaputt. Viele Strassen waren beschädigt und infolge von Erdrutschen blockiert. Ebenso wurden die Strom- und Wasserversorgung sowie Kommunikationsverbindungen unterbrochen. Laut der «Volkszeitung» war für 35'000 Haushalte die Kommunikation mit der Aussenwelt gestört.
Für die Bergungsarbeiten wurden auch Einheiten der Volksbefreiungsarmee mobilisiert. Die Bodentruppen wurden von Transport-Helikoptern und Drohnen aus der Luft unterstützt. Hilfsgüter wurden bereits in das Erdbebengebiet geschickt.
Xi Jinping, Chinas Staats- und Parteichef, rief zu umfassenden Anstrengungen zur Rettung der Opfer auf. Dafür müssten betroffene Menschen umgesiedelt und aus der Gefahrenzone gebracht werden. Auch die Sicherheit der Einsatzkräfte müsse gewährleistet werden. Gemäss den Staatsmedien stellten das Finanzministerium in Peking und die Provinzregierung jeweils 50 Millionen Yuan, umgerechnet rund 7 Millionen Franken, an Soforthilfen zur Verfügung.
Strikte Coronamassnahmen eingehalten
Trotz des Erdbebens wurde in der naheliegenden Stadt Chengdu die strengen Lockdownvorschriften eingehalten. Auch in der Millionenstadt waren Erschütterungen spürbar, doch keine Schäden sind bekannt. Trotz nur einer Handvoll gemeldeter Fälle ist Chengdus Lockdown einer der schwerwiegendsten des Landes, dies führte zu seltenen Protesten. Das Beben und der Lockdown folgen einer Hitzewelle und Dürre, die zu Wasserknappheit und Stromausfällen führten, da Sichuan auf Wasserkraft angewiesen ist.