Auf der Zugspitze und im Tirol wurden jüngst zwei junge Wanderer durch Blitze getötet. Im deutschen Delmenhorst schlug der Blitz in einen Baum ein und traf eine ganze Familie, die dort Schutz vor dem Regen gesucht hatte. Zwei der fünf Kinder wurden schwer verletzt, eines ist am Montag gestorben.
Blitze können tragische Folgen haben. Denn sie sind Starkstrom pur und unvorstellbar stark. Physiker Christian Franck von der ETH Zürich sagt: «Ein Blitz ist im Prinzip eine riesige Entladung. Das können einige zehntausend bis zu 100'000 Ampère sein.»
Eine Überlebende erzählt
Und das ist tausende Male stärker als der Strom aus der Steckdose. Ein solch wuchtiger Stromstoss hat vor ein paar Jahren die Journalistin Silke Bender getroffen, als sie auf Reportage im ostindischen Regenwald war.
Ein riesenlauter Knall, ein extrem gleissend helles Licht und ein elektrischer Schlag, der mich wegsacken liess.»
Nur ein paar Meter neben ihr schlug ein Blitz ein. Der Strom breitete sich wie oft über den Boden aus und durchfuhr auch die Journalistin: «Ich weiss gar nicht, was zuerst war, es ging so schnell: Ein riesenlauter Knall, ein extrem gleissend helles Licht und ein elektrischer Schlag, der mich wegsacken liess.»
Nach kurzer Zeit kam sie wieder zu Bewusstsein – mit Sehstörungen: «Ich war wie geblendet, meine linke Körperhälfte war wie gelähmt und taub, und dazu kam ein Tinnitus im Ohr, ein sehr lautes Pfeifen.» Diese Beschwerden seien dann aber bald abgeklungen.
Darum überleben so viele einen Blitzschlag
Silke Bender hat überlebt. Und was erstaunt: Bis zu 90 Prozent der vom Blitz Getroffenen überleben. Der Blitz-Experte und Arzt Berthold Schalke erklärt, warum das möglich ist: «Das liegt am sehr hohen Gewebewiderstand auf der Haut, so dass der Strom überwiegend und in der Kürze der Zeit – und das ist entscheidend – nicht durchdringt.»
Blitzschnell fliesst der Strom also meist über die Haut ab – in die Erde. Und wenn er doch durch den Körper fährt, dann durch schon vorhandene und gut geschützte Bahnen wie die dicken Nerven oder Blutgefässe: Sie können den Strom zum Herz leiten. Herzstillstand ist denn auch die häufigste Todesursache bei Blitzschlag.
Patienten können sich zum Beispiel Dinge nicht mehr gut merken, dazu kommen Konzentrationsschwächen und Sprachprobleme.
Nur wenige sterben zwar nach einem Blitzschlag: Die Überlebenden haben aber zum Teil gravierende Langzeitschäden – von einer gestörten Schmerzwahrnehmung der Haut bis hin zu Hirnverletzungen. «Patienten können sich zum Beispiel Dinge nicht mehr gut merken, dazu kommen Konzentrationsschwächen und Sprachprobleme», so der Arzt Berthold Schalke.
Silke Bender hat – wie viele Blitzopfer – keine bleibenden Verletzungen erlitten. Doch sie bekomme heute Herzrasen, wenn Blitze niedergehen und meide daher Risikosituationen in der wilden Natur: «Eigentlich würde ich auch gern im Sommer in den Bergen wandern, doch ich habe Angst vor einem plötzlichen Wetterumschwung.»
In die Hocke gehen und Füsse zusammenhalten. Abstand von anderen Personen halten und metallische Gegenstände weglegen.
Dieses Risiko besteht tatsächlich. Was also soll man tun, wenn man in den Bergen von einem Gewitter überrascht wird? Christian Franck von der ETH Zürich sagt: «Hinkauern, am besten in die Hocke gehen. Die Füsse zusammenhalten und nicht breitmachen. Nicht flach hinlegen, denn überall, wo sich zwei Punkte auf der Erde berühren, wird es gefährlich. Zudem metallische Gegenstände weglegen, damit der Strom nicht fliessen kann.»
Und zudem soll man auch Abstand halten – nicht nur von Bäumen, sondern auch zu anderen Personen, damit nicht alle gleichzeitig getroffen werden, wie kürzlich die Familie in Deutschland.