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Die Nato will beweisen, wie einig sie ist
Aus Info 3 vom 05.02.2024. Bild: REUTERS/Dado Ruvic/Illustration/File Photo
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«Steadfast Defender 2024» Grösstes Nato-Manöver seit Ende des Kalten Kriegs gestartet

Europa gegen Russland verteidigen: Das Bündnis soll wieder üben, was es seit dem Fall der Berliner Mauer verlernt hat.

Offiziell will niemand von der Rückkehr des Kalten Krieges sprechen. Doch die Realität macht deutlich, dass dieser sehr wohl wieder da ist.

Die Nato sei geeint – und wieder kampfstärker als seit langem. Diese Botschaft verbreitet Generalsekretär Jens Stoltenberg in hoher Kadenz. Beweisen sollen das die nun beginnenden Nato-Manöver «Steadfast Defender» – «standhafter Verteidiger».

Doch genau daran gibt es Zweifel. Um sie zu zerstreuen, tat die Nato in den vergangenen Jahren einiges: Sie positionierte Kampfgruppen in Osteuropa. Sie schaffte eine schnelle Eingreiftruppe. Viele Nato-Staaten rüsten wieder auf.

Nato-Manöver in Deutschland
Legende: Ziesar/Brandenburg: Fahrzeuge des Jägerbataillons 292 aus Donaueschingen (Baden-Württemberg) sind auf dem Weg zum Gefechtsübungszentrum Heeres in der Colbitz-Letzlinger Heide. Dort nehmen sie an der Übung «Quadriga 2024» teil. Keystone/DPA/Klaus-Dietmar Gabbert

Laut dem Nato-Oberbefehlshaber, US-General Christopher Cavoli, besitzt das Militärbündnis erstmals seit drei Jahrzehnten wieder eine klare Strategie und konkrete Verteidigungspläne. Das soll im Grossmanöver mit 90'000 Soldatinnen und Soldaten geübt werden, unterstreicht der niederländische Admiral Rob Bauer, Chef des Nato-Militärkomitees.

Massenproduktion von Munition

Tatsächlich schätzen viele Beobachter das Bündnis momentan als nicht hundertprozentig kriegstüchtig ein. «Bedingt abwehrbereit», heisst es. Militärisch mangelt es an Truppen und Waffen.

Besonders schwächelt die Massenproduktion von Munition. Politisch fehlt es an Wehrbereitschaft. Während Russland bewiesen hat, skrupellos und unter Inkaufnahme hoher Verluste Krieg zu führen, dürfte das in den wenigsten Nato-Staaten der Fall sein.

Noch hält die Ukraine durch

Noch ist das Problem nicht akut. Denn der ukrainische Verteidigungskampf bindet die militärischen Ressourcen Moskaus. Doch was passiert, falls die ukrainischen Streitkräfte einbrechen? Vermutlich gerieten dann rasch das Baltikum, Polen, Moldawien, Rumänien oder Bulgarien ins Visier Russlands.

Präsident Wolodimir Selenski erinnert die Europäer regelmässig daran, dass die Ukraine derzeit für ganz Europa kämpft, denn die russischen Ambitionen beschränken sich keineswegs auf die Ukraine.

Ganze Nato gegen Russland

Auch nach den Worten von US-Verteidigungsminister Lloyd Austin fordert Russland die gesamte Nato heraus. Präsident Wladimir Putin spricht längst von einem Krieg gegen den Westen insgesamt.

Die Bedrohung Europas durch ein immer aggressiveres Russland wächst rasch. Die Fähigkeit des Westens, Moskau abzuschrecken oder Angriffe rasch zu vereiteln, wird skeptisch beurteilt. Inzwischen auch ganz oben in den Regierungskanzleien, vor allem im Osten Europas.

Mit Angriff rechnen

Auch Deutschlands Verteidigungsminister Boris Pistorius lehnt sich neuerdings weit aus dem Fenster. «Es geht weniger darum, sich konkret auf einen Angriff vorzubereiten oder einzurichten, aber damit rechnen muss man», sagte er im «ZDF».

Die Militärexperten gingen von mehreren Jahren aus, bis Russland wieder dazu in der Lage wäre, so Pistorius. «Das ist eine Schätzung. Die nächsten drei bis fünf Jahre müssen wir intensiv nutzen, um uns zu wappnen», erklärt der Deutsche.

Offen: Wie reagiert Washington?

Der militärische Dammbruch könnte in der Ukraine stattfinden, der politische in Washington – mit einer Wiederwahl von Donald Trump. Dann könnten die USA nicht nur die Unterstützung für die Ukraine einstellen, sondern gleich auch jene für die Nato und damit für Europa.

In der Allianz ist das ein Horrorszenario. Allerdings kein unrealistisches. Denn alle wissen, obschon es niemand sagt: Ohne die USA wäre die Nato am Ende.

Info 3, 05.02.2034, 17:00 Uhr

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