- Anwohner beim Kupferwerk Mopani von Glencore in Sambia klagen über Atemnot.
- Die «Rundschau» hat in Mufulira die Schwefeldioxid-Belastung gemessen. Diese beträgt bis zum 77-fachen des Richtwerts der WHO.
- Glencore schreibt, man arbeite an der Lösung der technischen Probleme in der Anlage.
Ein halbes Jahr ist es her, dass der Schweizer Aussenminister Ignazio Cassis in Sambia Glencores Kupferwerk Mopani besuchte und den Konzern für die Fortschritte beim Eindämmen der Abgase lobte: «Im Grossen und Ganzen sind die Grenzwerte eingehalten», erklärte der Bundesrat damals mit Verweis auf die Limiten der WHO.
Jetzt hat die «Rundschau» in der Minenstadt Mufulira die Probe aufs Exempel gemacht. In der Umgebung des Kupferwerks wurden zehn Messgeräte des zertifizierten Schweizer Umwelt-Labors Passam AG, einem Spin-Off der ETH Zürich, installiert. Fünf Tage wurde die Umgebungsluft im Wohnquartier gemessen.
Gesucht wurde nach Schwefeldioxid. SO2 ist ein farbloses, giftiges Gas, das die Schleimhäute reizt. In der Minenstadt Mufulira wird es freigesetzt, wenn im Kupferwerk Mopani schwefelhaltiges Erz eingeschmolzen wird.
«Gesundheitsgefährdende Konzentrationen»
Gemäss der Weltgesundheitsorganisation WHO sollte die Umgebungsluft im Tagesmittel nicht über 20 Mikrogramm Schwefeldioxid pro Kubikmeter enthalten.
Aber nur drei der zehn Messungen ergaben Werte unterhalb dieser WHO-Richtlinie. Die anderen sieben Messungen lagen darüber – zum Teil massiv: Der höchste Wert betrug 1551 Mikrogramm pro Kubikmeter Umgebungsluft im 5-Tages-Durchschnitt. Das entspricht dem 77-fachen des WHO-Richtwertes. Weitere Messungen ergaben Konzentrationen von 896 und 576 Mikrogramm SO2 pro Kubikmeter Luft.
Professor Nino Künzli vom Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Basel ist Präsident der Eidgenössischen Kommission für Lufthygiene. Er hält die gemessenen Werte für «extrem hoch». «Dies sind gesundheitsschädigende Konzentrationen, insbesondere für Personen mit Atemwegserkrankungen.»
Die Anfang Juni gemessenen Werte sind sogar noch höher als jene, welche die «Rundschau» vor fünf Jahren in Mufulira erhoben hat. Das war, bevor Glencore eine neue Rauchgasreinigungsanlage einbaute.
Gegenüber der «Rundschau» beklagten sich zahlreiche Anwohner des Werkes über die anhaltend starken Emissionen: Die Schwefelgase würden Atemnot auslösen und seien für zahlreiche Spitaleinweisungen verantwortlich.
Klar ist: Bundesrat Ignazio Cassis hat dem Glencore-Betrieb zu Unrecht einen Persilschein ausgestellt. Die «Rundschau» hat den Aussenminister dazu um eine Stellungnahme gebeten. Er stand jedoch nicht zur Verfügung. Sein Pressesprecher teilte aber mit: «Das EDA setzt sich dafür ein, dass bei Emissionen und Immissionen nationale und international vereinbarte Grenzwerte eingehalten werden.»
Glencore hält Schadstoff-Daten geheim
Glencores Betrieb Mopani zeichnet die Luftbelastung in Mufulira an mehreren Standorten kontinuierlich auf. Für die Betriebsmanager sind die Daten sogar online einsehbar. Glencore weigert sich jedoch, die gemessenen Schadstoff-Werte auch öffentlich zu machen.
Zu den aktuellen Messresultaten nimmt der Konzern auf Anfrage keine Stellung. Er teilte der «Rundschau» aber mit, die durchschnittliche SO2-Belastung sei in den letzten fünf Jahren massiv zurückgegangen. Zudem sei die Bekämpfung technischer Probleme bei der Anlage in vollem Gang. Und seitens der Bevölkerung gebe es keine Beschwerden, wenn die Anlage in normalem Betrieb laufe.