- Im Iran ist es seit Dienstag zu einer landesweiten Störung der Benzinversorgung gekommen.
- Die iranischen Behörden sprechen von einer Cyberattacke und machen eine ausländische Macht verantwortlich.
- Inzwischen hat sich die Situation im Land laut offiziellen Angaben wieder normalisiert.
Das elektronische Zahlsystem für subventioniertes Benzin sei ausgefallen, melden die iranischen Staatsmedien. Die Kärtchen funktionierten nicht mehr. Nur noch das doppelt so teure, nicht subventionierte Benzin sei verfügbar, hiess es in Teheran. Techniker seien bemüht, den Schaden zu beheben. Bis Mittwochmittag werde die Versorgung auch mit dem verbilligten Treibstoff wieder normal funktionieren, versprachen die Behörden.
Spekulationen schiessen ins Kraut
Über die Hintergründe des spektakulären und offenbar sehr grossflächigen Ausfalls wird spekuliert. Die Staatsmedien sprechen von einer Cyberattacke. Der Sekretär der zuständigen Regierungsbehörde beschuldigte im Staatsfernsehen eine feindliche ausländische Macht, ohne genauer zu werden.
Israel wurde in der Vergangenheit vielfach als Urheber von Sabotageaktionen in der islamischen Republik Iran ausgemacht. Diese Aktionen zielten in der Regel direkt auf den strategischen Schlüsselbereich der Nukleartechnologie. Oder die Versorgunglinien für Milizen in der Region, die von Iran unterstützt werden.
Der Ausfall an den Zapfsäulen vom Dienstag kam kurz vor dem Jahrestag der letzten grossen Protestwelle in Iran. Im November vor zwei Jahren eruptierte die verbreitete Wut über die wirtschaftliche Not und das repressive Regime der islamischen Republik in Ausschreitungen in vielen Städten Irans. Sie wurden vom Sicherheitsapparat mit aller Härte niedergeschlagen. Mehrere hundert Menschen sollen damals getötet worden sein. Auslöser waren Benzinpreiserhöhungen
Sarkasmus auf der Autobahn
Auch denkbar, dass der Ausfall im Kontext dieses Jahrestages zu verstehen ist. Die staatliche Agentur Fars stellte selbst diesen Zusammenhang her. Beschuldigte «antirevolutionäre Elemente».
Der Ausfall an den Zapfsäulen wurde offenbar auch begleitet von sarkastischen Sprüchen auf elektronischen Anzeigetafeln entlang der Schnellstrassen. Es sei dort, anstelle der üblichen Staumeldungen ein Schriftzug erschienen mit der Frage: «Khamenei, wo ist unser Benzin?».
Dazu die Telefonnummer des Revolutionsführers und Staatschefs. Zum andern der Hinweis, es gebe Gratisbenzin in Jamaran. An diesem Ort wohnte Khameneis Vorgänger, Khomeini, der Begründer der islamischen Republik. Er hatte nach der Revolution von 1979 der Bevölkerung Irans kostenloses Benzin versprochen.