All jene, die sich bereits für die Nachfolge an der Spitze der Nato in Stellung gebracht haben, müssen sich gedulden. Anders als erwartet gibt es nämlich 2020 keinen Führungswechsel – und damit dieses Jahr keinen Wahlkampf.
Denn die 29 Nato-Mitgliedsländer haben das Mandat des Amtsinhabers, des norwegischen ehemaligen Premiers und Sozialdemokraten Jens Stoltenberg, überraschend noch einmal verlängert. Und zwar einstimmig, bis im Herbst 2022. Für Nato-Generalsekretäre üblich ist eine Amtszeit von vier bis sechs Jahren. Stoltenberg ist seit 2014 im Amt.
Doch ohne den 60-Jährigen scheint es im Moment nicht zu gehen. Stoltenberg gilt als geduldiger und geschickter Brückenbauer. Er verstand es, den Nato-kritischen US-Präsidenten Donald Trump einigermassen bei der Stange zu halten – und für diesen zumindest kein Feindbild abzugeben.
Keine zusätzliche Unruhe und Instabilität
Er vermittelt zwischen den Interessen der Osteuropäer, von denen einige einen harten Kurs gegenüber Russland fahren wollen, und jenen West- und Südeuropäern, die genau das ablehnen. Und er erreichte zudem, dass viele Nato-Staaten ihre Rüstungsetats wieder hochfahren, setzt sich aber gleichzeitig für die Fortsetzung des Dialogs mit Moskau ein.
Gerade weil der Haussegen in der mächtigsten Militärallianz der Welt zurzeit schief hängt, vor allem zwischen den Europäern und der Trump-Regierung, will man im Bündnis zurzeit nicht noch zusätzliche Unruhe und Instabilität – und daher ganz gewiss keine Auseinandersetzung über die Besetzung des Chefpostens. Stoltenberg muss also bleiben.