Auch in Russland und China sind die Ereignisse rund ums Kapitol in Washington kommentiert worden. Die beiden SRF-Korrespondenten fassen die Reaktionen der dortigen Medien zusammen. Dabei findet sich ein gemeinsamer Nenner: Schadenfreude.
Russland
«Die offiziellen Reaktionen in Russland haben vor allem das Wahlsystem in den USA kritisiert», sagt David Nauer, SRF-Korrespondent in Moskau. Das System sei archaisch, heisst es aus dem Aussenministerium, die USA seien gar keine richtige Demokratie mehr.
Man versuche auch, etwas Profit aus dem Ereignis zu schlagen: Die Abendnachrichten im staatlichen russischen Fernsehen hätten zuerst über Putin berichtet, wie er orthodoxe Weihnachten in einer alten Kirche feierte, sagt Nauer. Erst im zweiten Beitrag der Sendung wurde der Sturm auf das Kapitol in den USA thematisiert.
Die Botschaft, die damit vermittelt werde, sei klar: «In Russland herrscht Ordnung und Besinnlichkeit, in den USA Chaos und Gewalt.» Der Kreml könne nun seinen Bürgerinnen und Bürgern demonstrieren, wie viel besser das Leben unter Putin als in einer westlichen Demokratie sei.
China
Die USA, selbsternannter Leuchtturm der Demokratie, hätten sich blamiert. Das schreiben die chinesischen Staatsmedien gemäss SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi. Das englischsprachige Organ der kommunistischen Partei, die «Global Times», kritisierte die Doppelmoral von US-Politikern: Diese würden die Proteste in Hongkong unterstützen, aber jene Proteste in den USA verurteilen.
Diesbezüglich sei in den sozialen Medien ein Kommentar der Demokratin Nancy Pelosi zu den Unruhen in Hongkong wiederverwendet worden, so Aldrovandi. Pelosi hatte die Demonstrationen der Demokratie fordernden Menschen in Hongkong als «beautiful sight» (dt. schönen Anblick) bezeichnet. In den sozialen Medien sei der Sturm auf das Kapitol nun ebenfalls als ein solcher bezeichnet worden.
Auch was das Thema Menschenrechte betrifft, haben die Nutzer der sozialen Medien in China frohlockt: Die USA, die China oft wegen der Menschenrechte kritisierten, sollten erst einmal vor der eigenen Tür wischen, so der Tenor.