- Der US-Geheimdienst muss harsche Kritik einstecken – nach dem Sicherheitsdesaster beim Sturm auf das Kapitol Anfang Jahr.
- Die Informationen des Geheimdiensts hätten in keiner Weise den Angriff am 6. Januar vorausgesagt, kritisierte der ehemalige Sicherheitschef des Kapitols in einer Anhörung im Senat.
Sein Team habe sich vorbereitet auf eine Grossdemonstration mit Gewaltpotenzial, so der Ex-Sicherheitschef Steven Sund. Stattdessen habe man es mit einer «militärisch koordinierten Attacke» und «gewaltsamen Übernahme des Kapitol-Gebäudes» zu tun gehabt. Sund betonte, die Polizei sei auf Informationen aus dem Geheimdienstapparat angewiesen. «Wir verlassen uns darauf, dass diese Informationen absolut korrekt sind.»
Auch andere hochrangige Sicherheitsbeamte aus dem Kongress beklagten bei der Anhörung im Senat Versäumnisse der Geheimdienstbehörden. Der frühere oberste Sicherheitsbeamte des Repräsentantenhauses, Paul Irving, sagte, vorausgesagt gewesen sei, dass die Ereignisse vorherigen Aufmärschen von Anhängern des damaligen US-Präsidenten Donald Trump ähneln würden. Darauf habe er sich verlassen.
Anhänger des abgewählten und inzwischen aus dem Amt geschiedenen Präsidenten Trump hatten Anfang Januar während einer Sitzung des Kongresses das Kapitol gestürmt und dort Chaos und Verwüstung angerichtet. Die Sicherheitskräfte des Parlaments waren dem Ansturm nicht gewachsen. Mindestens fünf Menschen kamen bei den Krawallen ums Leben, darunter ein Polizist.
Sund, Irving sowie der damalige oberste Sicherheitsbeamte des Senats, Michael Stenger, waren nach der Attacke von ihren Posten zurückgetreten - angesichts heftiger Kritik daran, dass der Parlamentssitz der USA derart überrannt werden konnte.
Die Polizei der US-Hauptstadt Washington war den Sicherheitskräften des Kongresses an jenem Tag zu Hilfe geeilt. Deren Chef Robert Contee beklagte bei der Senatsanhörung, er sei überrascht gewesen, wie zurückhaltend das Militär bei einer gemeinsamen Telefonschalte auf dringende Hilferufe der Kapitol-Polizei reagiert habe, angesichts der Eskalation auch Mitglieder der Nationalgarde zu Hilfe zu schicken. Es habe darauf keine sofortige Antwort gegeben.