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Sumpfgebiet in Kalifornien Geschickt und gefrässig: Wie Seeotter Küstenerosion bremsen

In Kalifornien hat die Rückkehr der Seeotter die Erosion im Sumpfgebiet «Elkhorn Slough» verlangsamt. Die kleinen Jäger haben die Krabbenpopulation reduziert und das Ökosystem in ein besseres Gleichgewicht gebracht. Weitere Untersuchungen laufen.

Schon im Hafen von Moss Landing kann es passieren, dass man einer Seeotter-Mama begegnet – auf dem Rücken schwimmend, auf dem Bauch ihr Junges, das so sicher transportiert wird.

Schwimmender Seeotter mit Jungtier auf dem Rücken.
Legende: Seeotter-Mütter transportieren ihre Kleinen oft auf dem Bauch. SRF

Seeotter fühlen sich wohl in Elkhorn Slough, einem Sumpfgebiet südlich von San Francisco. Sie sind geschickt, gesellig und vor allem haben sie einen gesegneten Appetit.

Ufer wie Schweizer Käse

Charlie Endris ist Geologe bei der Elkhorn Slough Foundation und Forscher eines Teams, das die Auswirkungen der Seeotter-Präsenz auf die Beschaffenheit der Ufer untersucht hat. Die Ufer wurden durch Krabben destabilisiert.

Seeotter frisst im Wasser.
Legende: Seeotter sind geschickt und gefrässig. Sie fressen pro Tag so viel Futter, wie es einem Viertel ihres Körpergewichts entspricht. In Elkhorn Slough fressen sie viele Krabben. Kiliii Yuyan

«Krabben fressen entlang der Uferböschung, und sie graben kleine Behausungen, Löcher im Ufer, wie Schweizer Käse», erklärt Endris. «Wenn Seeotter viele dieser Krabben fangen, dann gibt es kein solches Schweizer-Käse-Ufer, das anfällig ist für Erosion.»

Seeotter fast ausgestorben in Kalifornien

In Zeiten des Klimawandels ist die Küstenerosion vielerorts ein grosses Problem. Doch in Elkhorn Slough ist der Trend dank der Rückkehr der Seeotter stark gebremst.

Die Tiere waren fast ausgestorben in Kalifornien. Felljäger machten ihnen den Garaus. Vor wenigen Jahrzehnten kamen die kleinen Jäger in dieses Sumpfgebiet zurück, unterstützt durch ein Wieder­ansiedlungs­programm.

Eine Studie, an der Endris mitbeteiligt war, zeigte, dass sich die Erosion im Ufergebiet um rund zwei Drittel verlangsamte, wenn Seeotter präsent waren. Die gefrässigen Tiere helfen, dass die Unterwasser-Ökosysteme intakt bleiben.

Landschaft mit Wiesen und Wasserflächen unter bewölktem Himmel.
Legende: Intakte Sumpfgebiete wie Elkhorn Slough bieten vielen Tierarten Schutz. Sie sind aber auch ein Speicher von CO₂ und Puffer bei Sturmflut. SRF

«Sumpfgebiete sind auch ein Dämpfer gegen den Klimawandel und gegen steigende Meeresspiegel. Sie nehmen viel Wasser auf, wenn es diese extrem hohen Fluten gibt, die immer häufiger und höher werden», erklärt Endris. «So schützt das Feuchtgebiet auch die Infrastruktur dahinter.»

Feuchtgebiete als Kohlenstoff-Speicher

Auch das Seegras in Elkhorn Slough hat sich verdoppelt. Denn dank weniger Krabben gibt es wieder genug Schnecken, die das Seegras von Algen befreien. Seegras ist wichtig für das Ökosystem.

Grüne Wasserpflanzen unter der Wasseroberfläche.
Legende: Auch das Seegras gedeiht wieder besser dank den Seeottern. Es ist wichtig für das Ökosystem und hat viele Funktionen. SRF

Endris: «Ein gesundes Feuchtgebiet mit genügend Pflanzenbewuchs speichert mit der Zeit Kohlenstoff. Es hält auch Sediment zurück, so dass sich Sumpfgebiete natürlicherweise selbst anheben.» Allerdings stiegen die Meeresspiegel derzeit so rasch an, dass die Feuchtgebiete nicht mit dieser Geschwindigkeit mithalten könnten.

Ist die Erfolgsgeschichte von Elkhorn Slough übertragbar?

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Derzeit werden Abklärungen zur möglichen Wiederansiedlung von Seeottern an weiteren Orten im Norden Kaliforniens und in Oregon gemacht. Im Norden Kaliforniens sind Seetang-Wälder von zu vielen Seeigeln bedroht. Otter fressen auch Seeigel.

Zurück in den Hafen, vorbei an einer Kolonie Seelöwen, die hier mit Ottern friedlich zusammenleben. Forscher Endris wird unterstützt von Ron Eby, einem freiwilligen Helfer, der seit Jahrzehnten fast täglich in Elkhorn Slough unterwegs ist.

«Die Otter zu beobachten, wie sie miteinander umgehen, wie intelligent sie sind, wie sie mit Werkzeugen Muscheln aufknacken, ist faszinierend», erzählt Eby.

Zwei Männer unterhalten sich in einem kleinen Boot am Ufer.
Legende: Charlie Endris (links) ist Geologe, Ron Eby ein Freiwilliger, der seit Jahrzehnten Forschungsarbeiten zu den Ottern unterstützt. Je länger, je mehr faszinieren ihn die geschickten, sozialen Tiere. SRF

«Was mich wirklich berührt, ist, wie sorgfältig die Mütter mit ihren Kleinen umgehen, wie liebevoll. Sie sind so unglaubliche Mütter! Selbst wenn das Kleine stirbt, wird es die Mutter nicht verlassen», so Eby weiter.

Pelikanen auf Felsen am Wasserufer.
Legende: Nicht nur Seeotter, auch Vögel wie Pelikane finden in Elkhorn Slough ideale Bedingungen. SRF

Auch am nächsten Tag wird er wieder mit einem kleinen Boot hinausfahren. Immer wieder entdecken die Forscher Neues über die Tiere und das Zusammenspiel mit der Umwelt.

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10vor10, 31.01.2025, 21:50 Uhr

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