Unterschiedlicher könnten die Reaktionen von SPD und CDU nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz nicht ausfallen. Die Sozialdemokraten sehen sich als die klaren Sieger und hoffen schon auf einen Wahlerfolg bei der Bundestagswahl Ende September.
Bei der Union steht der neue Parteichef Armin Laschet vor einem Scherbenhaufen. In beiden Bundesländern, die lange Zeit christdemokratische Hochburgen waren, erzielte die CDU ihre bisher schlechtesten Ergebnisse.
Jubeln können hingegen die Grünen. In Baden-Württemberg verteidigten die Grünen unter Ministerpräsident Winfried Kretschmann ihre Spitzenposition. Wie beurteilen die wichtigsten Parteien Deutschlands den Start ins Superwahljahr. Hier ein Überblick:
CDU: So hatte sich Armin Laschet seinen Start als neuer Parteichef sicher nicht vorgestellt. «Ich sage es klipp und klar, das Wahlergebnis der Landtagswahlen ist für die CDU enttäuschend», sagte der Vorsitzende der deutschen Christdemokraten.
Der Auftakt zum deutschen Superwahljahr mit insgesamt sechs Landtagswahlen und der Bundestagswahl am 26. September galt als erste Bewährungsprobe für den nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten, der im Januar zum neuen CDU-Chef gewählt wurde. Nach dem Debakel im Südwesten steht die deutsche Christdemokratie vor unsicheren Zeiten.
Die Grünen: Zweitstärkste Kraft in Deutschland sind derzeit die Grünen, die mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann in Baden-Württemberg mit 32.6 Prozent ihr bestes Ergebnis aller Zeiten einfuhren. Sie profitierten von der Popularität des eher konservativen Landesvaters. «Es ist ein völlig offenes Jahr», sagte Co-Parteichef Robert Habeck. Es sei zu früh, jetzt schon Schlüsse für die Lage vor der Bundestagswahl zu ziehen.
Co-Parteichefin Annalena Baerbock betonte, dass die Grünen sich durch den Erfolg in Baden-Württemberg auch in ihren Ambitionen im Bund bestätigt sähen. «Was in der Herzkammer der deutschen Industrie möglich ist, das kann auch im Bund möglich sein. Und dafür kämpfen wir in den nächsten Monaten.» Die Grünen wollen erstmals einen eigenen Kanzlerkandidaten ins Rennen schicken, liegen in den Umfragen derzeit aber noch deutlich hinter der Union.
SPD: Der Erfolg der Sozialdemokraten hat einen Namen: Bei der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz setzte sich Ministerpräsidentin Malu Dreyer klar durch. Die regierenden Sozialdemokraten holten sich 35.7 Prozent und sind in Rheinland-Pfalz nun etwa doppelt so stark wie auf Bundesebene.
Eine bundesweite Koalition mit Grünen und FDP gewinnt seit Sonntag wieder an Bedeutung. «Ich halte die Ampelkoalition für vorstellbar auf Bundesebene», sagte Generalsekretär Lars Klingbeil dem TV-Sender Phoenix. «Wir brauchen jetzt ein Zukunftsbündnis in diesem Land, und da glaube ich, dass das mit der FDP möglich ist.»
FDP: In Baden-Württemberg ist die FDP zur Sondierung einer Ampelkoalition bereit. Spitzenkandidat Hans-Ulrich Rülke sagte, aus dem Wahlergebnis vom Sonntag leite seine Partei ab, Verantwortung übernehmen zu wollen. FDP-Chef Christian Lindner hält Spekulationen über die Bildung einer neuen Bundesregierung nach der Wahl im September derzeit für verfrüht. «Für uns ist entscheidend, welche Inhalte zusammenpassen», sagt Lindner in Berlin. Dies gelte für die Möglichkeit einer Jamaika-Regierung aus Union, Grünen und FDP genauso wie für eine Ampel aus Grünen, SPD und FDP.