Das hat das Gericht entschieden: Novak Djokovic hat das juristische Tauziehen gegen die australische Regierung um seine Aufenthaltsgenehmigung verloren. Er darf nicht an den Australian Open in Melbourne teilnehmen und hat das Land bereits verlassen. Das Bundesgericht in Australien hat die Beschwerde des serbischen Tennisprofis gegen die erneute Annullierung seines Visums abgelehnt. Der Entscheid sei einstimmig gefallen, hiess es in der Bekanntgabe der drei Bundesrichter. Die Begründung soll frühestens am Montag erfolgen.
So reagiert Djokovic: Der 34-jährige Serbe liess in einem Statement verlauten, er sei sehr enttäuscht, akzeptiere aber das Urteil: «Ich respektiere die Entscheidung des Gerichts und werde mit den zuständigen Behörden in Bezug auf meine Ausreise kooperieren.» Der Fokus auf seiner Person in den letzten Wochen sei ihm unangenehm gewesen. Doch «ich hoffe, dass wir uns jetzt alle auf das Spiel und das Turnier konzentrieren können, das ich liebe». Djokovic hob um 22:52 Uhr Ortszeit (12:52 MEZ) in Richtung Dubai ab.
So reagiert Serbien: Präsident Aleksandar Vucic kritisiert den Umgang der australischen Behörden mit Djokovic scharf. Seit seiner Ankunft in Australien sei der ungeimpfte Spitzensportler «schikaniert und gequält» worden, sagte Vucic zur britischen BBC. Gegenüber serbischen Medien betont Vucic, gegen Djokovic sei eine «Hexenjagd» entfacht worden. Ähnlich äusserte sich auch die serbische Ministerpräsidentin Ana Brnabic. Djokovics Familie ist enttäuscht. «Wir hatten geglaubt, dass Gerechtigkeit walten würde. Dass nicht das 'öffentliche Interesse' als Vorwand dienen würde für eine Entscheidung», schreibt die Familie in einer Erklärung, die serbische Medien veröffentlichten. Die Politik und ihre Interessen hätten über den Sport gesiegt.
So reagiert Australien: Premierminister Scott Morrison begrüsst den Entscheid der Richter. Dieser sei aus Gründen der «Gesundheit, Sicherheit und der Ordnung» gefallen und «im öffentlichen Interesse» geschehen. «Starke Grenzen sind für die australische Lebensweise von grundlegender Bedeutung – genauso wie die Rechtsstaatlichkeit», schreibt der australische Regierungschef auf Facebook. Jetzt sei es aber an der Zeit, mit den Australian Open weiterzumachen und den Tennis-Sommer wieder zu geniessen.
Das sagt die Spielervereinigung ATP: Die ATP bedauert die Ausweisung des Weltranglisten-Ersten. Zwar sei der Entscheid des Gerichts letzten Endes zu akzeptieren. «Unabhängig davon, wie dieser Punkt erreicht worden ist, ist Novak einer der grössten Champions unseres Sports und sein Fehlen beim Australian Open ist ein Verlust für das Spiel», schreibt die Vereinigung in einer Mitteilung.
Das sind die Konsequenzen für Djokovic: Der serbische Tennisstar kann nun seinen Titel beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres in Melbourne nicht verteidigen. Sein Ziel war, mit dem 21. Titel bei einem Grand-Slam-Turnier alleiniger Rekordhalter vor Roger Federer und Rafael Nadal zu werden. Zudem beinhaltet eine Abschiebungsanordnung in der Regel auch ein dreijähriges Verbot der Rückkehr nach Australien. Dieses Verbot kann aber widerrufen werden.
So geht es mit den Australian Open weiter: Das Turnier findet ohne die Weltnummer 1 statt. Djokovics Erstrundenspiel war in der «Nightsession» vom Montag angesetzt. Er wird nun im Tableau durch den «Lucky Loser» Salvatore Caruso (ATP 150) ersetzt werden. Der Italiener rangiert in der Weltrangliste als Nummer 150 und wird in der ersten Turnierrunde anstelle von Djokovic auf dessen Landsmann Miomir Kecmanovic treffen. Ein «Lucky Loser» ist ein Spieler oder eine Spielerin, der oder die in der Qualifikation verloren hat, sich aber trotzdem für das Hauptfeld qualifiziert.