- Die Polizei meldet erste Festnahmen – der flüchtige Täter war nicht darunter.
- Der Attentäter soll im Taxi geflohen sein.
- Über den mutmasslichen Täter werden immer mehr Details bekannt.
- Die türkische Regierung überlegt eine Verlängerung des Ausnahmezustands.
Nach dem verheerenden Angriff auf eine Silvesterfeier im Istanbuler Nachtclub Reina fahndet die Polizei weiter nach dem Täter und möglichen Komplizen. Zwar gab es mehrere Festnahmen im Zusammenhang mit dem Attentat. Der flüchtige Angreifer war bislang aber nicht darunter. Die türkische Regierung schloss eine nochmalige Verlängerung des Ausnahmezustandes im Land nicht aus – und will ihren Militäreinsatz gegen den IS im benachbarten Syrien auch nach dem Attentat fortsetzen.
Derweil gibt es immer mehr Informationen über den mutmasslichen Täter. Türkischen Medienberichten zufolge hat er zuvor für die Terrormiliz IS in Syrien gekämpft. Daher scheine er «sehr professionell in der Handhabung von Feuerwaffen gewesen zu sein», schrieb «Hürriyet». Der Angreifer habe Erfahrung im Strassenkampf gehabt und sei «besonders ausgewählt» worden.
Laut «Habertürk» benutzte der Angreifer ein Sturmgewehr vom Typ Kalaschnikow. Um keine Zeit beim Wechseln der Magazine zu verlieren, verwendete er doppelte Magazine. Insgesamt habe er mehr als 120 Schuss abgegeben, wovon die wenigsten ihr Ziel verfehlten.
Die Behörden äusserten sich bisher nicht zur Identität des Attentäters, verbreitete aber mehrere Fotos, die ihn unter anderem beim Geldwechseln im Stadtviertel Laleli zeigen sollen. Der türkischen Presse zufolge soll der Attentäter aus einem Land Zentralasiens stammen und Verbindungen zur IS-Zelle haben, die den tödlichen Angriff auf den Atatürk-Flughafen im Juni verübt haben soll. Auch ein Selfie-Video des Verdächtigen kursierte in den türkischen Medien.
Auf dem Flughafen Atatürk wurden inzwischen zwei Ausländer festgenommen. Weitere Details wurden nicht bekannt.
Täter soll im Taxi geflohen sein
Mindestens ein bewaffneter Angreifer war kurz nach Anbruch des neuen Jahres in den exklusiven Club am Bosporus-Ufer eingedrungen und hatte das Feuer auf Hunderte Feiernde eröffnet. Augenzeugen zufolge soll er auf dem Boden liegenden Menschen gezielt in den Kopf geschossen haben, wie die Zeitung «Hürriyet Daily News» berichtete. Anschliessend habe sich der Täter umgezogen, seine Waffe gereinigt, während der Panik den Club verlassen – und dann in einem Taxi das Weite gesucht. Im Kugelhagel starben 39 Menschen.
Vize-Ministerpräsident Numan Kurtulmus sagte, es gebe Aufnahmen und Fingerabdrücke des mutmasslichen Täters. Nun gehe es darum, ihn – und das womöglich dahinterstehende Unterstützernetz im In- und Ausland – so schnell wie möglich zu identifizieren.
Terrororganisationen «in die Knie zwingen»
Der IS hatte in einem Bekennerschreiben erklärt, ein «Soldat des Kalifats» habe den Angriff verübt. Die Echtheit des Schreibens liess sich zunächst nicht überprüfen. «Hürriyet» berichtete aber unter Berufung auf Geheimdienstquellen, es gebe Hinweise darauf, dass der Angriff auf den Club von derselben IS-Zelle ausgeführt worden sei wie der Anschlag auf den Istanbuler Atatürk-Flughafen im Juni. Damals hatten mehrere Selbstmordattentäter 45 Menschen mit in den Tod gerissen.
Kurtulmus sagte, der Anschlag sei auch als Reaktion auf den Einsatz der türkischen Armee in Syrien zu verstehen. Dieser werde jedoch weitergehen. Man werde alle Terrororganisationen «in die Knie zwingen». Eine Verlängerung des nach dem Putschversuch vom 15. Juli verhängten Ausnahmezustands sei möglich.