- In der afghanischen Hauptstadt Kabul ist am Dienstagabend (Ortszeit) eine Autobombe in der Nähe des Hauses des Verteidigungsministers detoniert.
- Mindestens 13 Menschen seien getötet und weitere rund 20 verletzt worden, sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Mittwoch.
- Die anschliessenden Feuergefechte zwischen Terroristen und Sicherheitskräften seien nach rund fünf Stunden in der Nacht zu Mittwoch beendet worden.
- Die Taliban haben am Mittwoch die Verantwortung des Anschlags für sich reklamiert.
Der Politiker Junus Kanuni sagte in einer über Whatsapp geteilten Sprachnachricht, die Explosion habe sich bei einem Gästehaus des amtierenden Verteidigungsministers Bismillah Khan Mohammadi ereignet. Der Minister selbst sei zur Zeit der Explosion mit ihm bei einer Trauerfeier gewesen.
Nach Angaben eines Gehilfen des Ministers sei dessen Familie in Sicherheit gebracht worden. Von einem Sprecher des Innenministeriums hiess es, eine Autobombe sei im Stadtteil Scherpur im Zentrum der Stadt gezündet worden. Dort leben viele hochrangige Politiker.
Spezialkräfte töteten Terroristen
Im Anschluss seien mehrere Terroristen in Wohnhäuser vorgedrungen und hätten sich Feuergefechte mit Sicherheitskräften geliefert, sagte der Sprecher weiter. Spezialkräfte der Polizei führten Operationen vor Ort durch. Bereits kurz nach Beginn seien rund 70 bis 80 Zivilisten gerettet worden. Die Menschen seien entweder von den Angreifern gefangen genommen worden oder sie hätten im Angriffsgebiet festgesessen. Es gab keine Angaben dazu, um wessen Wohnhäuser es sich handelte.
Nach der ersten massiven Explosion waren in der Folge noch mehrere kleinere Explosionen im Zentrum zu hören und immer wieder Gewehrfeuer. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte ein Video des Ministers Mohammadi, in dem dieser sagte, es gehe ihm und seiner Familie gut. Allerdings seien drei seiner Leibwächter verletzt.
Taliban bedrohen Provinzhauptstädte
Die Taliban haben sich am Mittwoch zum Anschlag auf die Residenz des amtierenden afghanischen Verteidigungsministers bekannt. In der Hauptstadt Kabul war die Zahl der grossen Anschläge mit Autobomben und Selbstmordattentätern seit Anfang 2020 zurückgegangen. Zuletzt waren im Mai bei drei kurz aufeinander folgenden Explosionen im Westen der Stadt mindestens 85 Menschen, der Grossteil von ihnen Schulmädchen, getötet worden.
Allerdings gibt es praktisch täglich gezielte Tötungen von Regierungsmitarbeitern, Geistlichen oder Sicherheitskräften. Nur eine Stunde nach dem Beginn des Angriffs riefen Tausende Menschen in Kabul «Gott ist gross» von den Dächern der Stadt und strömten mit Fahnen auf die Strassen.
Zu der Aktion war aufgerufen worden, um die Sicherheitskräfte des Landes im Kampf gegen die Taliban zu unterstützen. Diese hatten zuletzt massive Gebietsgewinne in ländlichen Gebieten verzeichnet und bedrohen nun auch mehrere Provinzhauptstädte.