In den vergangenen zehn Jahren ging es in Sri Lanka weitgehend friedlich zu, die tropische Insel erholte sich von dunkleren Tagen. Nach der verheerenden Anschlagsserie ist jetzt damit erstmal Schluss. Düstere Erinnerungen an Bürgerkriegszeiten werden wach.
Vor zehn Tagen soll der sri-lankische Innenminister vor Anschlägen mit islamistischem Hintergrund gewarnt haben. SRF-Korrespondent Thomas Gutersohn mit ersten Einschätzungen zu den Motiven der Anschläge.
Die sri-lankische Regierung sagt, sie hätte zwei der Täter identifiziert. In welche Richtung weist die Spur?
Die Regierung bleibt sehr unklar. Sie spricht von einem terroristischen Akt und von extremistischen Gruppierungen, die diese Attentate ausgeführt haben. Sie präzisiert aber nicht, ob es sich hier nun um nationale oder internationale Gruppierungen handelt oder ob diese etwa religiös motiviert sind.
Vor zehn Tagen soll der Innenminister vor Anschlägen mit islamistischem Hintergrund gewarnt haben. Welche Hinweise hatte er?
Im Frühling kommt es immer wieder zu Übergriffen auf religiöse Minderheiten. Doch muss man klar sagen: Die heutigen Anschläge haben ein ganz anderes Muster. Sie wurden koordiniert. Die Bomben am Morgen gingen alle innerhalb einer halben Stunde hoch. Solche Gewalt wie heute hat Sri Lanka seit dem Bürgerkrieg nicht mehr erlebt.
Wenn drei Kirchen angegriffen werden, ist die christliche Minderheit im Visier. Warum sie?
Christen sind die kleinste religiöse Minderheit. Aber eine enorm wichtige. Denn sie sind in beiden Volksgruppen vertreten: Bei den Tamilen und bei den Singhalesen, und diese Gruppen haben sich ja über zwei Jahrzehnte im Bürgerkrieg bekämpft. Die Christen üben also eine einigende Wirkung aus auf das Land, und mit einem Anschlag auf sie schafft man eine destabilisierende Wirkung an der offenbar gewisse Kräfte Interesse haben können. Wer, das steht im Moment nicht fest.
Nebst Kirchen wurden auch Luxushotels angegriffen. Mit welchem Motiv?
Hier ist klar kein religiöses Motiv vorhanden. Denn in diesen Luxushotels verkehren alle Religionen und alle Nationalitäten. Da ging es darum, die Wirtschaft zu schwächen. Der Tourismus ist enorm wichtig in Sri Lanka, gerade jetzt über die Ostertage. Nach einem solchen Anschlag ist klar: Da werden Hotelbuchungen storniert, Gäste reisen ab. Und das wird Auswirkungen auf die Wirtschaft haben und die aktuelle Regierung im anlaufenden Wahlkampf unter Druck bringen.
Das Gespräch führte Thomas Fuchs.