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Tödliche Schüsse in Brüssel Attentat in Brüssel: Was bisher bekannt ist – und was nicht

Am Montagabend hat ein Mann zwei Menschen erschossen. Eines der Opfer hatte seinen Wohnsitz in der Schweiz.

Was ist passiert? Ein bewaffneter Mann ist am Montagabend im Norden der Brüsseler Innenstadt von einem Roller gestiegen und hat auf der Strasse Schüsse abgegeben. Als mehrere Menschen in einen Hauseingang flohen, soll er sie verfolgt und auf sie geschossen haben, wie die Nachrichtenagentur Belga berichtet. Dabei sind zwei Menschen gestorben. Ein drittes Opfer, ein Taxifahrer, ist laut Staatsanwaltschaft inzwischen ausser Lebensgefahr.

Opfer mit Wohnort in der Schweiz

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Eine Person, die beim mutmasslichen Terroranschlag getötet wurde, trug einen Schweizer Ausweis auf sich. Das gab die mit dem Fall beauftragte belgische Generalstaatsanwaltschaft bekannt.

Wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) gegenüber SRF bestätigte, haben die Schweizer Behörden «Kenntnis von einem schwedischen Staatsangehörigen mit Wohnsitz in der Schweiz, welcher Opfer des Anschlags vom Montagabend in Brüssel wurde.» Aus Daten- und Persönlichkeitsschutzgründen könnten allerdings keine weiteren Angaben gemacht werden.

Wurde der Täter gefasst? Eine Person wurde laut belgischen Medienberichten und der Staatsanwaltschaft am Dienstagmorgen in einem Café «neutralisiert». Laut verschiedenen lokalen Medien hätten die Behörden mittlerweile auch bestätigt, dass es sich dabei um den Täter handle. «Die Polizei hat offiziell bestätigt, dass der Attentäter getötet wurde während des Versuchs, ihn festzunehmen», so Charles Liebherr, SRF-Korrespondent in Brüssel. Belgiens Innenministerin Annelies Verlinden gab zudem bekannt, dass die mutmasslich beim Angriff verwendete Waffe in der Nähe des Cafés gefunden worden sei.

Was ist über den Täter bekannt? Es solle sich um einen Mann tunesischer Herkunft handeln, der sich illegal in Belgien aufhält, sagte Belgiens Premierminister Alexander De Croo am frühen Dienstagmorgen. In sozialen Netzwerken wurde nach Angaben der Bundesanwaltschaft ein Beitrag einer Person geteilt, die sich als der Angreifer ausgegeben und behauptet habe, von der Terrororganisation «Islamischer Staat» inspiriert zu sein. Zudem wird im Internet ein Video geteilt, das die Tat zeigen soll. Die Ermittlungen dauerten an, aber man könne bereits jetzt sagen, dass es sich um einen 45-Jährigen handele, der im November 2019 in Belgien Asyl beantragt habe, so Justizminister Vincent van Quickenborne.

Polizeibeamte stehen.
Legende: Nach den tödlichen Schüssen in Brüssel wurde in der Hauptstadt die höchste Terrorstufe ausgerufen. Reuters/Johanna Geron

Die Person sei der Polizei bereits im Zusammenhang mit Menschenhandel, illegalem Aufenthalt und Gefährdung der Staatssicherheit aufgefallen. Im Juli 2016 wurden von einer ausländischen Polizeibehörde unbestätigte Informationen übermittelt, wonach der Mann ein radikalisiertes Profil habe und in einem Konfliktgebiet in den Dschihad ziehen wolle, wie van Quickenborne sagte. Solche Informationen gebe es zuhauf. Sie seien ohne Ergebnis überprüft worden. «Darüber hinaus gab es, soweit unseren Diensten bekannt, keine konkreten Hinweise auf eine Radikalisierung.»

Wurden die Opfer gezielt ausgesucht? Die beiden männlichen Todesopfer sind schwedische Staatsangehörige im Alter von ungefähr 60 und ungefähr 70 Jahren. Es ist nicht auszuschliessen, dass es der Schütze gezielt auf Schweden abgesehen hatte. Aufgrund des Fussballländerspiels gegen Belgien hielten sich viele Schwedinnen und Schweden in Brüssel auf. Nach dem Attentat fordert die Regierung in Stockholm mehr Sicherheitsmassnahmen, so Ministerpräsident Ulf Kristersson. «Alles deutet darauf hin, dass es sich um einen Terroranschlag handelt, der sich gegen schwedische Bürger richtet, nur weil sie Schweden sind.»

EM-Qualifikationsspiel abgebrochen

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Nach den Schüssen im Stadtzentrum von Brüssel ist das EM-Qualifikationsspiel zwischen Belgien und Schweden in der Halbzeitpause abgebrochen worden. Der Tatort lag fünf Kilometer vom Stadion entfernt.

Durch eine Durchsage im Stadion wurden die Zuschauer über den Abbruch der Begegnung informiert. Sie mussten aber zunächst im Stadion bleiben und auf grünes Licht der Sicherheitsdienste für das Verlassen des Stadions warten. Erst kurz vor Mitternacht begann die Evakuierung des Stadions. Augenzeugen berichteten Charles Liebherr, SRF-Korrespondent in Brüssel, dass die Einsatzkräfte vor Ort besonnen reagiert hätten und die Lage im Stadion «zu jedem Zeitpunkt unter Kontrolle schien».

In diesem Jahr hatten Menschen in Schweden, später auch in Dänemark, mehrmals Koran-Exemplare verbrannt. «Die Vermutung liegt nahe, dass der Täter deswegen schwedische Fans ins Visier genommen hat – gewissermassen als Rache», sagt SRF-Korrespondent Andreas Reich. Ein Sprecher der belgischen Bundesstaatsanwaltschaft stellte derweil klar, dass es bislang keine Verbindung zwischen dem Anschlag und dem israelisch-palästinensischen Konflikt gebe.

SRF 4 News, 16.10.2023, 23:00 Uhr ; 

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