- Nach tagelangen Streiks an französischen Raffinerien und Benzindepots hat der Ölkonzern Totalenergies mit einem Teil der Beschäftigten einen Kompromiss gefunden.
- In der Nacht auf Freitag hätten sich beide Seiten auf eine Gehaltserhöhung um sieben Prozent sowie Zulagen in Höhe von 3000 bis 6000 Euro geeinigt.
- Dies teilte der Verhandlungsführer der Gewerkschaft CFDT, Geoffrey Caillon, mit.
- Nicht alle Gewerkschaften unterstützen allerdings das Ergebnis.
Die Gewerkschaft CGT verliess den Verhandlungstisch und kündigte eine Fortsetzung der Streiks an. Sie will mit ihrer Forderung eine höhere Beteiligung der Arbeitnehmer am Unternehmensgewinn erstreiten. Totalenergies hatte im ersten Halbjahr 2022 einen Gewinn von rund 10.6 Milliarden Franken eingefahren.
Die Vereinbarung zwischen CFDT und Totalenergies wurde laut Caillon derweil noch nicht unterzeichnet. Die Verhandlungsführer seiner Gewerkschaft befürworteten die Einigung, ihre Mitglieder müssten allerdings noch zustimmen, damit sie vor Freitagmittag unterzeichnet werden könne. Dann werde sich die Lage in Frankreich hoffentlich «beruhigen».
CGT will zehn Prozent mehr Lohn
Auch die Gewerkschaft CFE-CGC will den Kompromiss ihren Mitgliedern vorlegen. Verhandlungsführer Dominique Convert äusserte sich «eher dafür». «Das kann so nicht weiter gehen», sagte er mit Blick auf die erbitterte Tarifauseinandersetzung.
Zusammen vertreten CFDT und CFE-CGC gut 56 Prozent der gewerkschaftlich organisierten Beschäftigten von Totalenergies, die anderen werden von der CGT und der CAT vertreten. Die Unternehmensführung hatte zuletzt sechs Prozent mehr Gehalt geboten, die CFDT holte noch einen weiteren Prozentpunkt heraus. Die CGT verlangt angesichts der hohen Inflation allerdings eine Lohnerhöhung um zehn Prozent.
Regierung hat sich eingeschalten
Die Streiks liessen in den vergangenen Tagen zahlreiche Taxifahrer und Berufspendler, die auf ihr Auto angewiesen sind, verzweifeln, weil Tankstellen nicht genug Sprit hatten oder sogar geschlossen werden mussten. In der Pariser Region kletterten die Preise an manchen Tankstellen auf knapp drei Euro pro Liter.
Zuletzt sah sich sogar die Regierung von Präsident Emmanuel Macron gezwungen, einzugreifen. Sie verfügte Dienstverpflichtungen für ein Benzindepot von Totalenergies in der Nähe von Dünkirchen und ein Benzindepot von Esso-ExxonMobil in der Nähe von Le Havre.
Wirtschaftsminister Bruno Le Maire rief Totalenergies explizit dazu auf, die Gehälter zu erhöhen und ermahnte die Gewerkschaften, sie sollten «die ausgestreckte Hand annehmen».