Daniela Brechbühl kann sich noch sehr gut an den 13. Januar 2012 erinnern. Die 36-jährige Bernerin befand sich zusammen mit ihrem Bruder und der Schwägerin auf der «Costa Concordia». Bilder der besagten Reise gibt es keine mehr. Dies hat einen einfachen Grund: «Als die Situation prekär wurde, haben wir die Kamera und all unsere Habseligkeiten in unserer Kabine gelassen und sind nach draussen aufs Deck gegangen.»
Tragödie der «Costa Concordia»
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Knapp 3200 Touristen und 1000 Besatzungsmitglieder befinden sich am 13. Januar 2012 auf dem riesigen Kreuzfahrtschiff «Costa Concordia». Kapitän Francesco Schettino will das Schiff Richtung Norden in den Hafen von Savona steuern. Es ist eine Etappe einer Kreuzfahrt durch das Mittelmeer.
Gegen 21:15 Uhr verlässt das Schiff die geplante Route. Kapitän Schettino will möglichst nahe an der Insel Giglio vorbeifahren, um der Insel einen Gruss zu erweisen. Er steuert das Schiff zu nahe an die Küste und kollidiert mit dem Riff «Le Scole». Im Rumpf klafft nun ein 70 Meter langer Riss, das Schiff ist nicht mehr manövrierfähig.
Chaos an Bord
Die «Costa Concordia» bekommt Schlagseite, vor dem Hafen Porto Giglio läuft sie auf Grund. Die Evakuierung verläuft chaotisch, auch weil Kapitän Schettino das Schiff frühzeitig verlässt.
Das fatale Manöver reisst 32 Menschen in den Tod, 30 werden verletzt. Kapitän Francesco Schettino wurde letztinstanzlich zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt. Er brachte den Fall aber vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, der sich dieses Jahr damit befassen könnte.
Glücklicherweise habe sie das Ganze relativ gut verarbeiten können, erzählt sie. «An den ersten Jahrestagen sind wir jeweils zu Dritt essen gegangen.» Dabei habe man über den Urlaub geredet, zentral für die Verarbeitung. «Die Woche hatte auch sehr viele positive Aspekte», so Brechbühl.
Aufprall hautnah miterlebt
Ein möglicher Grund, dass sie die Ereignisse gut verkraftet habe, sei gewesen, dass man das Unglück bereits früh kommen sah. «Wir sassen in unserer Koje und haben aus dem Fenster geschaut. Dabei haben wir beobachtet, wie das Schiff einen Felsen touchiert hat».
Auf dem Deck angekommen, sei die Durchsage gekommen, dass es technische Probleme auf dem Schiff gebe und man zurück ins Zimmer gehen solle. Dass das Schiff einen Felsen gerammt hatte, hätten die Wenigsten zu diesem Zeitpunkt gewusst, so die zweifache Mutter.
Zu Beginn sei alles ziemlich geordnet abgelaufen. Die Leute hätten auf dem Deck der «Concordia» auf ein Signal gewartet, um in die Rettungsboote zu gelangen. Als dieses aber kam, sei regelrecht Panik ausgebrochen, erinnert sich Brechbühl. «Als wir in einem Rettungsboot hinuntergelassen wurden, musste man uns wieder hochziehen, weil das Boot durch die Neigung des Schiffes bereits auf dem Kiel war.»
Die Havarie der Costa Concordia
Glück im Unglück
Zu dritt seien sie anschliessend quer durch die Gänge des Schiffes gerannt, während sich die «Concordia» immer mehr zur Seite neigte. Mit bedrückter Stimme erzählt die 36-Jährige von der sogenannten ‹Todeszone›: «Im Nachhinein haben wir erfahren, dass durch die Strömung im Wasser viele Leute, welche nicht mehr auf dem Schiff waren, ums Leben gekommen sind. Ein paar Meter weiter oben zu sein auf dem Schiff hat uns das Leben gerettet.»
Zwei Jahre nach dem Unglück war ich erneut auf einer Kreuzfahrt.
Irgendwie habe man es schliesslich geschafft, zuoberst auf das Schiff, also der Querseite, zu gelangen. Von dort wurden die drei via Rettungsleiter und Rettungsboot gerettet und an Land gebracht. Von ganz oben habe man zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal die Insel Giglio gesehen.
«Man muss abschliessen können»
Zehn Jahre sind nun vergangen seit dem Unglück. Die Liebe zu Kreuzfahrten aber ist geblieben. «Zwei Jahre nach dem Unglück war ich erneut auf einer Kreuzfahrt», erzählt sie mit einem Lächeln. Diese Art zu Reisen sei faszinierend.
Was hat sie aus dem Unglück gelernt? «Ich sollte mich nicht mehr über Kleinigkeiten aufregen. Das alles hätte viel schlimmer enden können.» Das Unglück habe sie glücklicherweise nicht nachhaltig geprägt. Einzig bei ihren Kindern habe sie teilweise Angst, wenn es um Wasser und Dunkelheit gehe. An der Sammelklage gegen die Schiffsgesellschaft habe sie sich nicht beteiligt, man habe aber eine Genugtuung erhalten. Wichtig ist für Brechbühl vor allem eines: «Man muss mit dem Ganzen abschliessen können.»
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