Nach dem tödlichen Messerangriff in Solingen von Freitagnacht versammelten sich Hunderte Menschen für einen Gottesdienst in der evangelischen Kirche der Stadt, um der Opfer zu gedenken.
Gottesdienst zum Jubiläum wird zur Trauerfeier
Schon am Vortag wurden vor der Kirche Blumen niedergelegt und Kerzen angezündet. Auf Plakaten steht «du bist nicht allein» oder «wir vergessen euch niemals. Denn ihr lebt in unseren Herzen weiter.» Auf einem anderen Plakat steht schlicht: «Warum?» Der Tatort ist weiterhin abgesperrt.
Eigentlich hätte in der evangelischen Kirche anlässlich des Stadtfestes ein Gottesdienst der Vielfalt stattfinden sollen – nun wurde dieser zur Trauerfeier. Die Menschen sind immer noch fassungslos. «Ich habe am Freitag hier um die Ecke in der Kneipe gearbeitet. Ich kannte einen Verstorbenen, er war unser Stammgast. Ich war noch eifersüchtig, dass er jetzt aufs Fest gehen kann und ich arbeiten muss. Jetzt ist er tot», sagt eine Frau gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR).
Der Prozess der Aufarbeitung beginnt
WDR-Korrespondentin Susanna Zdrzalek berichtet in der deutschen Tagesschau: «Es herrscht ein grosses Bedürfnis nach Zusammenkommen, nach Austausch.» In der Kirche hätte man zusätzliche Stühle bereitgestellt, damit alle Platz fanden. «Der Prozess der Aufarbeitung beginnt erst.»
Der Angriff habe die Stadt in ihren Grundfesten erschüttert. «Gestern sind viele noch aus Angst zu Hause geblieben.» Nun, da der Tatverdächtige gefasst sei, seien die Menschen erleichtert. «Auf der anderen Seite zeigt es, wie verwundbar sie sind.» Nachdem der IS den Anschlag für sich reklamiert habe, können die Menschen kaum fassen, dass sie selbst vielleicht Ziel von einem solchen Anschlag geworden seien.
Schon am Samstagabend versammelten sich laut «Spiegel» rund 300 Menschen zur ökumenischen Gedenkfeier. Der Stadtdekan Michael Mohr wendete sich an die trauernde Menge mit den Worten: «Heute ist diese Stadt eine andere als gestern.»