- Papst Franziskus eröffnet das erste Gipfeltreffen im Vatikan zum Thema Missbrauch in der katholischen Kirche.
- Zusammen mit den Chefs der Bischofskonferenzen der Welt will er während dreier Tage Wege finden, wie der sexuelle Missbrauch von Kindern zu verhindern ist.
- Opfer fordern konkrete Taten – wurden aber schon vor Beginn des Gipfels in einem zentralen Punkt enttäuscht.
Schon in den 1980er Jahren kamen erste Missbrauchsfälle durch Geistliche ans Licht. In den vergangenen Jahren wurde der Druck auf die Kirche und den Papst nach Skandalen in Deutschland, Irland, Chile und den USA immer grösser. Viele Gläubige haben sich deshalb von der Kirche abgewandt. Die Erwartungen sind hoch, dass Franziskus endlich einen Weg aus der Krise findet.
Papst bei Vorbereitungstreffen nicht dabei
Die Zeit der «salbungsvollen Worte» sei vorbei, sagte Matthias Katsch vom deutschen Opferschutzverband Eckiger Tisch. Der Papst müsse nun eine Null-Toleranz-Politik durchsetzen. Pädophile Geistliche dürften keine Priester mehr sein, das Kirchenrecht müsse dazu geändert werden.
Katsch war verärgert, dass der Papst bei einem Vorabtreffen zwischen Opfern und dem Vorbereitungskomitee nicht dabei war. «Das Treffen selbst war enttäuschend, weil die Organisatoren eigentlich nicht recht sagen konnten, was der Zweck war.»
Die Konferenz ist sicher wichtig und auch ein Stück weit ein Eingeständnis.
SRF-Religionsexperte Norbert Bischofberger sagt: «Papst Franziskus hat vor zu hohen Erwartungen vor diesem – ich nenne ihn Krisengipfel gewarnt.» Es würden wohl keine konkreten Reformen beschlossen. «Aus meiner Sicht ist das erst einmal eine interne Veranstaltung.» Es gehe darum, die Bischöfe zu sensibilisieren und alle auf eine Linie zu bringen.
Für Bischofberger ist klar, dass die Konferenz eher spät kommt – seien in den letzten Jahren doch immer wieder Missbrauchsfälle bekannt geworden. Trotzdem: «Die Konferenz ist sicher wichtig und auch ein Stück weit ein Eingeständnis.»
Auch Frauen sind dabei
Bindende Beschlüsse können die etwa 190 Teilnehmer auf der Konferenz nicht fassen. Neben dem Papst kommen die Chefs der Bischofskonferenzen der Welt zum Krisengipfel.
Aus der Schweiz ist der Bischof von Basel, Felix Gmür, angereist. Zum Treffen wurden auch zehn Frauen eingeladen, nämlich die Generaloberinnen der grossen Frauenorden.
Eine Abschlusserklärung steht nicht auf der Agenda.